Therapie des neuropathischen Schmerzes

Neuro-Depesche 10/2008

Wie das Ansprechen voraussehen?

Eine der großen Herausforderungen beim neuropathischen Schmerz ist das praktisch nicht vorhersehbare Ansprechen der Patienten auf Antidepressiva, Antikonvulsiva, Opioide und sonstige Therapieoptionen. In Studien maskiert zudem oft ein ausgeprägter Plazebo-Effekt kleinere, aber relevante pharmakodynamische Effekte.

Dass in der Schmerztherapie auch psychobiologische Faktoren und die Erwartung der Patienten eine große Rolle spielen, zeigen die Plazebo-Raten in Studien. So wünschenswert die Plazebo-Wirkung grundsätzlich ist, sie erschwert die Interpretation und Vergleichbarkeit von Studienergebnissen erheblich. Prof. Ralf Baron aus Kiel berichtete in Glasgow von einer Zulassungsstudie und einer Anwendungsbeobachtung zu Pregabalin: Bei identischem Design nahmen die Plazebo-Raten von 23% vor der Zulassung auf 35% danach an. „Je höher der Plazeboeffekt ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, die Wirksamkeit eines Medikamentes auch wirklich zeigen zu können“, charakterisierte Baron ein statistisches Problem vieler Studien. Darüber hinaus gehen Subgruppen ansprechender Patienten im Gesamtkollektiv oft unter. So müssen Pathomechanismus des Schmerzes – z. B. peripher, zentral oder gemischt – und der Wirkmechanismus des Medikamentes zueinander passen. Das schmerzlindernde Pregabalin kann beispielsweise nicht wirken, wenn die entsprechenden Strukturen zu schwer geschädigt oder degeneriert sind: Der an der α-2-delta-Untereinheit spannungsabhängiger Kalziumkanäle bindende Wirkstoff findet in diesem Fall keine funktionierenden Kanäle mehr, an denen es modulierend angreifen könnte. Untersuchungen wie die Quantitative sensorische Testung (QST) können helfen, jene Patienten zu identifizieren, die von bestimmten Wirkmechanismen besonders profitieren. MF

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