Neuro-Depesche 12/2010

„Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt“

Wissenschaftler der Harvard University in Boston untersuchten die Zusammenhänge zwischen ethnisch oder sexuell begründeten Diskriminierungserfahrungen und psychiatrischen Erkrankungen. Wer eine Diskriminierung schweigend hinnimmt, erkrankt offenbar häufiger.

Ausgewertet wurden die Angaben der 34 653 Teilnehmer des National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions (2004–05) auf der Experiences of ­Dis­crimination (EOD) Scale im letzten Jahr und den im selben Zeitraum bestehenden psychiatrischen Erkrankungen. Die Diskriminierung betraf das Geschlecht (20 089 Frauen), die Ethnie (6587 mit afroamerikanischen und 6359 mit spanischen Wurzeln) oder die sexuelle Orientierung (577 lesbische, schwule oder bisexuelle Menschen, LSB).

Wie erwartet berichteten Schwarze am häufigsten eine Diskriminierung (24,6%), gefolgt von LSB (21,4%), Spanischstämmigen (15,1%) und Frauen (9,4%). Über alle Gruppen hinweg ging die Diskriminierung mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer affektiven Erkrankung (Odds Ratio: 2,1–3,1), einer Angststörung (OR: 1,8–3,3) und eines Substanzmissbrauchs (OR: 1,6–3,5) im letzten Jahr einher.

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Fazit
?! Stress durch Diskriminierungserfahrungen kann das Risiko für psychiatrische Erkrankungen um ein Vielfaches erhöhen. Es handelt sich dabei anscheinend um einen globalen, nicht auf spezielle psychiatrische Diagnosen begrenzten Risikofaktor. Ergänzt wird dieser teils schon aus vorherigen Studien bekannte Zusammenhang durch die Erkenntnis, dass es sich offenbar in hohem Maße schützend auswirkt, die Diskriminierung nicht einfach hinzunehmen, sondern sich mit anderen darüber aktiv auszutauschen.

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