Neueres Antiepileptikum

Neuro-Depesche 3/2000

Weniger Verhaltensstörungen bei geistiger Behinderung

Das neuere Antiepileptikum Topiramat ist als Zusatzbehandlung bei Erwachsenen mit therapierefraktären partiellen Anfällen geeignet. Seine Wirkung wurde in kontrollierten Studien bereits gegen fokale Anfälle bei Kindern, generalisierte Anfälle bei Kindern und Erwachsenen und atonische Anfälle im Rahmen eines Lennox-Gastaut-Syndroms nachgewiesen. Da minderbegabte Patienten oft eine Vielzahl von Anfallsformen aufweisen, wurde die Behandlung dieser Patientengruppe mit Topiramat untersucht.

Die Daten von 35 geistig behinderten Patienten (15 Frauen, Durchschnittsalter 37 Jahre) mit einem IQ <=70, die für 4 bis 28 Monate (durchschnittlich 18 Monate) 100-1.400mg/d Topiramat in Add-On-Therapie zu 1 bis 3 weiteren Antikonvulsiva eingenommen hatten, wurden retrospektiv ausgewertet. Die Behandlung verringerte die Anfallsfrequenz bei 25 Patienten um durchschnittlich 84%. 4 Patienten wurden anfallsfrei, bei 20 Patienten ging die Anfallshäufigkeit um mehr als 50% zurück. Bei 3 Patienten änderte sie sich nicht, bei 7 stieg die Anzahl der Anfälle. Einer von diesen erlitt einen Status epilepticus. Behandlungsdaten von über 400.000 Patienten zeigen jedoch, dass unter Topiramat nicht mit erhöhtem Auftreten von Status epilepticus zu rechnen ist. Seit mindestens einem Jahr und unmittelbar vor dem Behandlungsbeginn mit Topiramat bestanden bei 19 Patienten Verhaltensstörungen wie Aggressionen gegen andere Personen, Wutausbrüche, selbstdestruktives Verhalten, Hyperaktivität und Zerstörung von Gegenständen. Unter Add-on von Topiramat verschwanden sie bei acht Patienten dieser Untergruppe völlig und besserten sich bei sechs. Keine Auswirkungen auf die Verhaltensstörungen hatte die Behandlung bei drei Patienten, bei zweien traten Verschlechterungen ein. Bei 16 Patienten, die vorher keine Verhaltensstörungen aufwiesen, entwickelten sich auch unter Topiramat keine solchen. Eine oder mehrere Nebenwirkungen wurden von mindestens elf Patienten berichtet, in absteigender Häufigkeit waren dies Sedierung (n=5), Verschlechterung der kognitiven Funktionen (n=4) und Echolalie (n=3). Es ist vorstellbar, dass von dieser Patientengruppe nicht alle aufgetretenen Nebenwirkungen angegeben werden konnten.

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