ADHS plus Substanzmissbrauch

Neuro-Depesche 6/2015

Weniger Rückfälle durch Pharmakotherapie

Geschätzte 2%–4% der Erwachsenen leiden unter einer ADHS. Bei rund der Hälfte liegt ein relevanter Substanzmissbrauch (SUD) vor. Erstmals wurde nun in einer naturalistischen Langzeitstudie in Schweden untersucht, ob Männer mit einer kombinierten Diagnose von ADHS und SUD langfristig von einer ADHS-Medikation profitieren.

Insgesamt 60 Männer mit ADHS im Alter zwischen 20 und 46, durchschnittlich 26 Jahren, die wegen eines schweren SUD zwangseingewiesen worden waren, wurden nach der Entlassung über durchschnittlich 18,4 Monate beobachtet. Eine Hälfte wurde mit (nicht näher genannten) ADHS-Medikamenten behandelt, die andere Hälfte nicht. Demographische und klinische Merkmale der beiden Gruppen wa ren vergleichbar.
Insgesamt wies dieses Risikokollektiv eine hohe Mortalität von 8,3% auf, es starb(en) ein Mann mit und vier Männer ohne medikamentöse Behandlung. Im Vergleich zur nicht-medikamentösen Gruppe ergaben sich unter ADHS-Medikation signifikant weniger SUD-Rückfälle (p = 0,01), die Behandelten nahmen außerdem häufiger an freiwilligen Rehabilitationsprogrammen teil (36,7% vs. 6,7%) und mussten seltener erneut zwangseingewiesen werden (3,3% vs. 20%). Die Behandelten lebten ferner deutlich häufiger in Rehabilitationseinrichtungen oder „betreutem Wohnen“ (57% vs. 13%) und waren häufiger berufstätig (20% vs. 13,3%). NW
Kommentar

Menschen mit ADHS und SUD können durch eine ADHS-Medikation ihr Rückfallrisiko senken. Sie nehmen häufiger Rehabilitationsangebote wahr und das Langzeit-Outcome dieser Risikopatienten ist günstiger. Leider wird die eingesetzte ADHS-Medikation in dieser Studie nicht näher beschrieben.

Quelle:

Bihlar Muld B et al.: Long-term outcomes of pharmacologically treated versus non-treated adults with ADHD and substance use disorder: a naturalistic study. J Subst Abuse Treat 2015; 51: 82-90

ICD-Codes: F90.

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