Antidepressiva-behandelte Patienten

Neuro-Depesche 11-12/2018

Wem hilft die präventive kognitive Therapie?

Welche Patienten mit einer Major Depression sollten nach der Erholung von der akuten depressiven Episode eine präventive kognitive Therapie (PCT) erhalten? Nur jene, die ihr Antidepressivum absetzen wollen? Dies war eine der Fragestellungen der dreiarmigen randomisierten, kontrollierten Studie Disrupt the Rhythm of Depression (DRD).

In diese einfach verblindete, multizentrische Studie in den Niederlanden wurden Menschen eingeschlossen, die bisher mindestens zwei depressive Episoden erlebt hatten und sich aktuell – unter einer seit mindestens sechs Monaten durchgeführten Antidepressiva-Therapie – in Remission oder Erholung befanden.
289 Patienten wurden zu einer von drei Gruppen randomisiert; 104 erhielten eine PCT plus ein Antidepressivum, 100 ein Antidepressivum allein und 85 eine PCT unter Ausschleichen des Antidepressivums. Die PCT bestand auch acht Sitzungen, in denen dysfunktionale Haltungen erkannt und emotional positive Gegenstrategien entwickelt wurden. Primärer Endpunkt war der Anteil an Patienten mit einem depressiven Rückfall oder Rezidiv über 24 Monate. 209 Patienten waren auswertbar.
Nach zwei Jahren betrug die kumulative Rate an Patienten mit neuen depressiven Episoden 55,1% im Gesamtkollektiv. Dabei lag die Gruppe mit Antidepressiva allein und die mit PCT plus Ausschleichen mit 60,0% bzw. 63,3% auf ähnlichem Niveau, während die kumulative Rate unter PCT plus Antidepressiva mit 42,6% deutlich niedriger ausfiel.
In der Regressionsanalyse waren Antidepressiva allein der PCT beim Ausschleichen des Antidepressivums in der Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls/Rezidivs nicht überlegen (Hazard Ratio [HR]: 0,86; 95%-KI: 0,56–1,32; p = 0,502). Die Kombination von PCT und Antidepressivum ergab aber eine signifikante relative Risikoreduktion gegenüber Antidepressiva allein um 41% (HR: 0,59; 0,38–0,94; p = 0,026). Zudem fanden sich Vorteile in sekundären Parametern wie die geringere Anzahl neuer Episoden und eine kürzere Dauer. JL
Kommentar

Wurde eine Antidepressiva-Erhaltungstherapie durch eine PCT ergänzt, ergab sich in dieser Studie über zwei Jahre eine Reduktion für die Rückfall-/Rezidivate um 41%. Die Autoren empfehlen, eine PCT vor allem Antidepressiva-behandelten Patienten mit zahlreichen Depressionsrezidiven als Add-on anzubieten sowie sie (als Alternative zur Pharmakotherapie) bei jenen anzuwenden, die ihr Antidepressivum nach ihrer akuten Episode partout absetzen möchten.

Quelle:

Bockting CLH et al.: Effectiveness of preventive cognitive therapy while tapering antidepressants versus maintenance antidepressant treatment versus their combination in prevention of depressive relapse or recurrence ... Lancet Psychiatry 2018; 5(5): 401-10

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