CT des Kopfes wird von einem Arzt begutachtet

Selektive Double-Inversion-Recovery-Sequenz der weißen Substanz (WM-DIR)

Neuro-Depesche 7-8/2021

Welchen Wert haben „Dark Rim Lesions“?

Bei der WM-DIR werden sowohl die Signale der grauen Substanz (GM) als auch die des Liquors unterdrückt. Bei dieser Darstellung sind einige Läsionen der weißen Substanz (WM) von einem dunklen Rand umgeben. Ob diese „Dark Rim Lesions“ (DRL) eine klinische Aussagekraft und vor allem einen prognostischen Nutzen haben, wurde jetzt in einer explorativen Studie in Italien mit 15-jährigem Follow-up untersucht.
In den 1,5-T-MRT-Aufnahmen von 107 MS-Patienten wurden unter 1.260 WM-Läsionen 216 DRL identifiziert (17,2 % bei 63 Patienten) und in Beziehung zum Krankheitsverlauf gesetzt. Dann wurde anhand von 3-T-WM-DIR-Bildern von 40 klinisch stabilen Patienten dieser Kohorte nach Zusammenhängen der DRL mit der – mittels Magnetisierungstransfer(MTR)-Bildgebung ermittelten – periläsionalen normal erscheinenden WM (NAWM) und anderen Gewebeschädigungen gesucht.
 
DRL bei PPMS und RRMS
DRL waren 1,3-mal häufiger bei Patienten mit primär progressiver MS (PPMS) als bei jenen mit schubförmig-remittierender MS (RRMS)(13/18 [72,2 %] vs. 50/89 [56,1 %]; p = 0,003). Dies war auch bei älteren (> 50 Jahre) gegenüber jüngeren Patienten der Fall (88,8 % vs. 56,1 %; p < 0,001), wobei die Anzahl signifikant mit der MS-Dauer korrelierte (p < 0,001).
Die mediane EDSS-Verschlechterung nach 15 Jahren war in der DRL+-Gruppe signifikant stärker als in der DRL--Gruppe (2,25 vs. 0,5; p < 0,001). Dies ging vor allem auf die RRMS-Patienten zurück (2,5 vs. 0; p < 0,001) und weniger auf jene mit PPMS (3,5 vs. 3,0; p = 0,25). Ein hoher DRL-Anteil (> 33 %) erhöhte dabei das EDSS-Risiko um 32 % (Odds Ratio [OR] 1,32; p = 0,01).
Bei den 86 RRMS-Patienten waren DRL zudem mit einem deutlich erhöhten Risiko für eine Konversion zu einer sekundären progressiven MS (SPMS) assoziiert (OR 2,68; p = 0,001).
Dass sich die MTR-Werte der DRL signifikant von den WM-Läsionen ohne dunklen Rand unterschieden, deutet überdies darauf hin, dass sie die deutlich destruktiveren Läsionen sind. JL
Fazit
Fast 60 der MS-Patienten dieser Studie wiesen „Dark Rim Lesions“ auf. Sie trugen (neben Alter, initialem EDSS und kortikalen Schäden) maßgeblich zur Behinderungszunahme nach 15 Jahren und zur Konversion in eine SPMS bei.
Quelle: Crescenzo F et al.: The prognostic value of white-matter selective double inversion recovery MRI sequence in Multiple Sclerosis: An exploratory study. Diagnostics (Basel) 2021; 11(4): 686 [Epub 12. April; doi: 10.3390/diagnostics11040686]
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