Chronisches Schlafwandeln

Neuro-Depesche 9/2005

Welche Therapien sind sinnvoll?

Die Prävalenz des Schlafwandelns liegt bei Kindern bei bis zu 14%. Bei jedem Vierten bleibt das Problem bis in das Erwachsenenalter bestehen und führt nicht selten zu schweren Verletzungen. Wie es um die Komorbidität der Betroffenen steht und ob die Therapie begleitender nächtlicher Atemstörungen effektiv ist, untersuchten nun prospektiv Schlafforscher der Stanford-Universität.

Bei den Routine-Polysomnographien von Patienten, die wegen Schlafwandelns in die Schlafklinik überwiesen wurden, wurde festgestellt, dass sehr häufig schlafbezogene Atemstörungen (Sleep-disordered breathing, SDB) vorliegen, insbesondere ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS). Die Forscher prüften, ob eine Therapie der begleitenden Schlafstörung eine Besserung der Parasomnie herbeiführen kann. In die Studie wurden aus der Datenbank 101 erwachsene, chronisch schlafwandelnde Patienten aufgenommen, die im Laufe der vorausgegangenen vier Jahre erfolglos medikamentös behandelt wurden. Es stellte sich heraus, dass 99 der 101 Patienten an einer SDB litten. Studienteilnehmer, die zusätzlich eine Depression und/oder Angststörung aufwiesen, wurden einer psychiatrischen Psycho- und/oder Pharmakotherapie zugeführt. Personen mit isoliertem Schlafwandeln wurden weiterhin medikamentös behandelt (u. a. mit Benzodiazepinen, Carbamazepin, Valproinsäure). Allen übrigen Patienten mit SDB wurde eine nasale kontinuierliche Überduckbeatmung (nCPAP) verordnet. Die Nachuntersuchung nach sechs Monaten zeigte, dass bei den Patienten, die psychische Probleme hatten, auch nach erfolgreicher psychiatrischer Therapie keine Besserung des Schlafwandelns eingetreten war. Bei den medikamentös behandelten Studienteilnehmern mit isoliertem Schlafwandeln wurde eine Reduktion der Frequenz, aber keine Remission erreicht. Ein überraschender Erfolg war bei den Patienten zu verzeichnen, die neben dem Schlafwandeln an einer SDB litten: Jene, die konsequent die nCPAP anwendeten, wurden mit einer kompletter Remission der Parasomnie belohnt. Bei unzureichender Compliance wurde dagegen keine Besserung verzeichnet. Diesen Patienten wurde nach sechs Monaten eine chirurgische Therapie des SDB angeboten. Bei jenen Patienten, die sich für die Operation entschlossen, wurde ebenfalls eine komplette Remission erzielt, während die Übrigen weiterhin an Schlafwandeln litten. Die Meisten wurden weiterhin medikamentös behandelt, keiner erzielte eine komplette Remission.

Quelle: Guilleminault, C: Adult sleepwalking and its treatment based on polysomnography., Zeitschrift: BRAIN, Ausgabe 128 (2005), Seiten: 1062-1069

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