Epileptische Anfälle bei Morbus Alzheimer

Neuro-Depesche 9/2012

Welche Risikofaktoren gibt es?

Demenz-Patienten haben gegenüber gesunden älteren Menschen ein erhöhtes Anfallsrisiko. Um für weitere klinische Forschung die Grundrate und Risikofaktoren für das Neuauftreten von epileptischen Anfällen einzuschätzen, wurden nun in einer großen Kohortenstudie die Inzidenz und Prädiktoren für Krampfanfälle bei Patienten mit Alzheimer-Demenz (AD) untersucht.

Insgesamt 3078 über 50-jährige Patienten mit leichter bis mittelschwerer AD – sie erreichten im Mini-Mental State Test (MMST) Scores zwischen 10 und 28, durchschnittlich 20,2 – bildeten das Kollektiv. Ihnen waren in 10 ganz unterschiedlichen randomisierten klinischen Studien (1995–2010) entweder Plazebo oder je nach Studie Simvastatin, zur Homocystein-Senkung Folat, Vitamin B6 oder Vitamin B12, Rofecoxib/Naproxen, Valproat, intravenöses Immunglobulin, Östrogen, Prednison etc. verabreicht worden. Die gepoolten Daten wurden mittels uni- und multivariabler Cox-Regression (proportionales Hazard Modell) auf mögliche Risikofaktoren für Krampfanfälle analysiert.

Insgesamt wurden bei den 3078 Studienteilnehmern 18 Anfälle dokumentiert, die Inzidenzrate lag bei 484 pro 100 000 Personenjahre (95%-KI: 287–764). Als signifikante, unabhängige Risikofaktoren für neue Krampfanfälle wurde in der Multivarianzanalyse ein jüngeres Alter (adjustierte Hazard Ratio [aHR], 0,80; 95%-KI: 0,69–0,93 pro 5 Lebensjahre), eine größere kognitive Beeinträchtigung zu Baseline (aHR: 2,79; 95%-KI: 1,06–7,33 für MMST-Werte <18 vs. ≥ 18) und die Einnahme von Antipsychotika zu Baseline (aHR: 3,47; 95%-KI: 1,33–9,08) ermittelt (7 der 18 Personen mit Anfall nahmen zu Baseline mindestens ein Antipsychotikum wie Aripiprazol, Chlorpromazin, Perphenazin, Olanzapin, Risperidon, Quetiapin, Ziprasidon und Haloperidol ein).

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Fazit
?! Die Häufigkeit epileptischer Anfälle bei diesen Alzheimer-Patienten von 484 pro 100 000 Personenjahre ist etwas höher als in anderen Kohortenstudien mit längeren Beobachtungszeiträumen (418/ 100 000), vor allem aber deutlich höher als in der älteren Allgemeinbevölkerung (45 bis 280/100 000). Außer jüngerem Alter waren ein höherer Grad an kognitiver Beeinträchtigung und eine Vorgeschichte von Antipsychotika-Einnahme unabhängige Risikofaktoren. Neben der Möglichkeit, dass diese Faktoren lediglich eine fortgeschrittene Demenz anzeigen, könnte gerade die verschiedentlich berichtete Senkung der Krampfschwelle durch Antipsychotika eine kausale – und vermeidbare – Ursache für Anfälle darstellen.

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