Systematische Übersicht bei Nierenkranken

Neuro-Depesche 1-2/2015

Welche Medikamente können ein RLS induzieren?

Zertifizierte Fortbildung

Anhand des US Renal Data System (USRDS) prüften US-amerikanische Neurologen bei niereninsuffizienten dialysepflichtigen Patienten, welche Klasse von Medikamenten ein – in dieser Patientengruppe häufiges – RLS induzieren können. Geprüft wurden Medikamente, die häufig gegen RLS-assoziierte Beschwerden eingenommen werden wie Antidepressiva, Neuroleptika, Antihistaminika und Antiemetika.

Die Fall-Kontrollstudie schloss 16 165 Dialyse-Patienten ein, darunter 3234 RLS-Patienten und 12 931 nach Alter, Geschlecht und Ethnie gematchte Kontrollen ohne RLS. Etwa die Hälfte waren Männer, das Durchschnittsalter betrug 61,4 Jahre. Geprüft wurden Medikamente gegen Depression, psychische Beschwerden, Pruritus und Gastroparese, mithin Antidepressiva wie Amitriptylin, Citalopram, Escitalopram, Sertralin und Trazodon, Neuroleptika wie Olanzapin, Risperidon und Quetiapin sowie H1-Antihistaminika und dopaminantagonistische Antiemetika wie Metoclopramid. Alle vier Risiko-Medikamentenklassen wurden von den Patienten des Registers häufig benutzt – und alle gingen im Beobachtungszeitraum von 51 Monaten mit einem erhöhten RLS-Risiko einher. Besonders robust war der Zusammenhang mit der Antidepressiva-Einnahme. Die Odds Ratio lag bei 2,28 für Antidepressiva, 1,47 für Neuroleptika, 1,94 für Antihistaminika und 1,64 für Antiemetika (je p < 0,0001). Antidepressiva waren auch deutlich häufiger vor der RLS-Diagnose eingenommen worden als die anderen Medikamentenklassen. Diese Zusammenhänge erwiesen sich im Übrigen als unbeeinflusst von der bisherigen Dauer der Dialysepflichtigkeit. Die Einnahme von mehr als einem Medikament erhöhte interessanter die Wahrscheinlichkeit für ein RLS linear weiter: Gegenüber einer Medikamentenlasse betrugen die OR‘s bei zwei Klassen 2,66 und bei drei Klassen 3,99 (bei allen vieren 3,97). JL

KOMMENTAR

Offenbar können gängige Neuroleptika, Antihistaminika und Antiemetika, besonders aber Antidepressiva bei dialysepflichtigen Patienten vermehrt ein RLS auslösen. Vor deren Ansetzen oder weiterem Einsatz ist nach Ansicht der Studienautoren sorgfältig das Nutzen-Risiko-Profil zu prüfen. Die Ergebnisse könnten auch Rückschlüsse darauf zulassen, welche Medikamente bei nicht nierenkranken Patienten, also mit einem idiopathischen RLS, eher zu vermeiden wären. Hier wurden in der Vergangenheit ebenfalls immer wieder Antidepressiva als Risikofaktor verdächtigt, besonders die Trizyklika.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Bliwise DL et al.: Medications associated with restless legs syndrome: a case-control study in the US Renal Data System (USRDS). Sleep Med 2014; 15(10): 1241-1245

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