Große Studie zu Genetik und Lifestyle

Neuro-Depesche 1-2/2020

Was erhöht das Demenz-Risiko stärker?

Zertifizierte Fortbildung
Genetische Faktoren disponieren zur Demenz. Kann dies durch einen günstigen „Lifestyle“ ausgeglichen werden? In Großbritannien wurden jetzt die Assoziation von Lebensstil und genetischem Risiko mit der Inzidenz einer Demenz im Detail geprüft.
In die retrospektive Kohortenstudie wurden 196.383 Erwachsene europäischer Abstammung (52,7 % Frauen) im mittleren Alter von 64,1 Jahren ohne kognitive Beeinträchtigung eingeschlossen. Diese Teilnehmer der Biobank-Studie wurden von 2006 bis 2010 im Mittel über 8,0 Jahre (1.545.433 Personenjahre) nachbeobachtet. Ihr polygenes Demenz-Risiko wurde nach Alzheimer-typischen Single nucleotid Polymorphismen (SNP) in die niedrigste (20 % der Teilnehmer), eine mittlere (60 %) und die höchste Quintile (20 %) unterteilt. Der Lebensstil wurde anhand von Faktoren wie Nichtrauchen, regelmäßige körperliche Aktivität, gesunde Ernährung, Alkoholkonsum etc. in günstig (68,1 % der Teilnehmer), mittel (23,6 %) und ungünstig (8,2 %) unterteilt.
 
Lebenstil moduliert Gen-Risiko
Es traten 1.769 Demenz-Fälle auf. Von den Teilnehmern mit hohem Gen-Risiko entwickelten 1,23 % eine Demenz, aber nur 0,63 % jener der niedrigsten Quintile (adj. Hazard Ratio: 1,91). Zwischen Gen- Risiko und Lebensstil fand sich keine signifikante Assoziation (p = 0,99), doch modulierte der Lebensstil das Demenz- Risiko maßgeblich: Bei hohem Gen-Risiko plus einem ungünstigen Lebensstil kam es bei 1,78 % der Personen zu einer Demenz, verglichen mit 0,56 % bei niedrigstem Gen-Risiko und günstigem Lebensstil (HR: 2,83). Unter allen Personen mit einem hohen Gen-Risiko entwickelten 1,13 % derjenigen mit einem günstigen Lebensstil eine Demenz, verglichen mit 1,78 % mit einem ungünstigen Lebensstil (HR: 0,68). JL
Kommentar
Hohes Gen-Risiko und ungesunder Lebensstil erhöhen das Demenz-Risiko um fast das Dreifache. Wichtigste Implikation dieser großen Studie ist, stets einen gesunden Lebensstil zu fördern: Auch bei älteren Menschen mit einem hohen genetischen Risiko kann ein gesünderes Leben das Demenz-Risiko maßgeblich senken.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Lourida I et al.: Association of lifestyle and genetic risk with incidence of dementia. JAMA 2019 [Epub 14. Juli; doi: 10.1001/jama.2019.9879]

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