Neuro-Depesche 5/2006

Wann wird eine MCI zur Demenz?

Leichte kognitive Störungen (Mild Cognitive Impairment, MCI) gelten als Vorläuferstadium einer Demenz, doch nicht alle Menschen mit MCI sind von der Konversion betroffen. Um die Gefahr einer Demenzentstehung einzuschätzen, wäre ein Profil klinischer Risikofaktoren sehr hilfreich.

Ein interdisziplinäres Ärzteteam aus Bologna beobachtete 165 ambulante MCI-Patienten über im Mittel drei Jahre und untersuchte die Risikofaktoren für die Konversion zur Demenz. Nach Petersen wurden drei MCI-Subtypen definiert: isolierte Gedächtnisstörung vs. Gedächtnisstörung plus andere kognitive Beeinträchtigungen vs. kognitive Defizite ohne Gedächtnisstörungen. Außerdem wurde der mögliche Einfluss etablierter vaskulärer Risikofaktoren (Hypertonie, Vorhofflimmern, Diabetes, Übergewicht etc.) untersucht. In den drei Jahren entwickelten 33% der Teilnehmer eine Demenz. Während diese sich bei 4% mit einer Remission als reversibel erwies, blieben 48 Patienten (29%) dauerhaft dement. Von ihnen waren 71% an Alzheimer-Demenz, die übrigen an vaskulärer Demenz erkrankt. Die Konversionsrate bezogen auf 100 Personenjahre betrug 10,2. Das Risiko für eine Konversion war für eine MCI mit isolierter Gedächtnisstörung gegenüber den anderen Subgruppen um mehr als das Doppelte erhöht (Hazard Ratio: 2,33). Im finalen Cox-Modell erwiesen sich neben dem MCI-Subtyp als besonders konversionsgefährdend ein niedriger initialer MMST-Wert (<= 26), Vorhofflimmern, ein niedriger diastolischer Blutdruck und niedrige Folsäure-Serumwerte. Entgegen den Erwartungen ergaben sich keine weiteren - therapeutisch beeinflussbaren - vaskulären Risikofaktoren als signifikante Prädiktoren für das Fortschreiten zu einer Demenz. (EJW)

Quelle: Ravaglia, G: Conversion of mild cognitive impairment to dementia: predictive role of mild cognitive impairment subtypes and vascular risk factors, Zeitschrift: DEMENTIA AND GERIATRIC COGNITIVE DISORDERS, Ausgabe 21 (2006), Seiten: 51-58

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