Nicht-interventionelle Studie zur MS-Therapie in Deutschland

Neuro-Depesche 3/2020

Wann und warum wird umgestellt?

Angesichts des breiten Medikamenten-Spektrums stellt die Identifizierung der optimalen Therapie für den einzelnen MS-Patienten eine Herausforderung dar. In einer nicht-interventionellen multizentrischen Studie an einer großen Kohorte deutscher RRMS-Patienten wurden jetzt die aktuellen Behandlungsstrategien untersucht und nach den Gründen für einen Therapiewechsel und deren Zeitpunkt gesucht.
Für diese Querschnittsstudie (ML29913) wurden an 50 Zentren in Deutschland 595 Patienten im Durchschnittsalter von 41,6 Jahren (69,7 % weiblich) mit einer leichten / mittelschweren RRMS rekrutiert, die ihre krankheitsmodifizierende Therapie (DMT), zumeist mit Beta-Interferonen (IFNb) und Glatirameracetat (GA), in den Jahren 2014 - 2017 wechselten.
Unter ihnen hatten > 60 % innerhalb der 12 Monate vor dem Wechsel mindestens einen Schub erlitten. Hauptgründe für einen DMT-Wechsel waren das Versagen der aktuellen Therapie (53,9 %) aufgrund MRT-Aktivität, Schub, EDSS-Zunahme oder Fatigue, „Patientenwunsch“ (22,4 %) und Nebenwirkungen (19,0 %).
Etwas mehr als die Hälfte der Patienten (54,3 %) wurde innerhalb der Gruppe der für die leichte bis mittelschwere MS eingesetzten DMT (IFNb, GA, Dimethylfumarat, Teriflunomid) umgestellt. Nur 43,5 % erhielten eine für die aktive/ hochaktive MS (2014 - 2017) vorgesehene DMT (Alemtuzumab, Fingolimod, Natalizumab, Mitoxantron).
Während die Erwartungen der Ärzte an die neue DMT meist eine bessere Wirksamkeit betrafen, war es bei den Patienten eine bessere Verträglichkeit. HL
Kommentar
Den Autoren zufolge zeigen diese Daten eine „suboptimale Anwendung“ von DMT, die für aktive/hochaktive MSVerläufe empfohlen wurden. Dies spiegele u. a. den Bedarf an DMT wider, „die eine Kombination aus hoher Wirksamkeit, geringen Sicherheitsrisiken und niedriger Therapiebelastung bieten“.
Quelle: Mäurer M et al.: Reasons to switch: a noninterventional study evaluating immunotherapy switches in a large German multicentre cohort of patients with relapsing-remitting multiple sclerosis.Ther Adv Neurol Disord 2019; 1-12 [Epub Dez. 2019; doi: 10.1177/1756286419892077]

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