CRYSTAL-AF-Studie

Neuro-Depesche 4/2016

Vorhofflimmern nach kryptogenem Schlaganfall

Zertifizierte Fortbildung

Vorhofflimmern gilt als wesentlicher Risikofaktor für Schlaganfälle bzw. Rezidive. In der multinationalen Studie CRYSTAL AF wurde geprüft, ob es für das Auftreten eines Vorhofflimmerns (VHF) nach einem kryptogenen Schlaganfall bzw. einer transitorisch-ischämischen Attacke (TIA) zuverlässige Prädiktoren gibt. Etwa 30% der Patienten waren betroffen, letztlich erwiesen sich nur zwei Faktoren als relevant.

Die ausgewerteten Patienten hatten im Rahmen der CRYSTAL AF-Studie einen implantierbaren Herzmonitor (ICM) erhalten. Unter verschiedenen möglichen demographischen und klinischen Einflussfaktoren wurden die Auswirkungen auf die Inzidenz eines VHF (Dauer ≥ 30 s) nach einem und nach drei Jahren geprüft.
Unter den 221 zur ICM-Gruppe randomisierten Patienten (Alter 61,6 ± 11,4 Jahre, 64% männlich) fanden sich VHF-Episoden über 12 Monate bei 29 und über 36 Monate bei 42 Patienten. In der univariaten Analyse waren VHF-Prädiktoren nach 12 Monaten das Alter (Hazard Ratio pro Dekade mehr: 2,0; p = 0,002), der CHADS2- Score (HR: 1,9 pro Punkt; p = 0,008), das PRIntervall im EKG (HR: 1,3 pro 10 msec; p < 0,0001), verfrühte Vorhofkontraktionen (HR: 3,9 bei Werten >123 vs. 0; p = 0,009) und ein komorbider Diabetes (HR: 2,3; p < 0,05).
In der multivariaten Auswertung blieben davon nur das Alter (HR pro Dekade mehr: 1,9 [1.3–2.8], p = 0,0009) und das PR-Intervall (HR 1,3 [1,2–1,4], p < 0,0001) signifikant prädiktiv. Die Ergebnisse zur VHF-Inzidenz über 36 Monate lieferten exakt die gleichen Prädiktoren.
Die beiden Faktoren Alter und PR-Intervall (Letzteres gilt allgemein als früher Marker eines VHF) zusammen ergaben einen Wert für die „Area under the receiver operating characteristic curve“ von 0,778 (0,70–0,85) nach 12 und von 0,656 nach 36 Monaten – und damit lediglich eine mittelgradige Fähigkeit für die Voraussage eines VHF in dieser Klientel.
Keinen nennenswerten Einfluss auf die VHFInzidenz hatten in dieser Auswertung das Geschlecht, die Ethnie, der Body Mass Index (BMI), die Art oder Schwere des ischämischen Indexereignisses oder das Vorliegen von Hypertension, Herzinsuffizienz oder ein offenes Foramen ovale. JL
Kommentar

Diese Analyse ergab lediglich zwei klinische Variablen, die das Auftreten eines VHF im Follow up über bis zu drei Jahre signifikant und unabhängig prädizierten: Alter und ein verlängertes PR-Intervall. Allerdings ist der prädiktive Nutzen, räumen die Autoren ein, für die klinische Praxis lediglich moderat – und für die Beurteilung des Einzelfalls kaum tauglich. Sie bedauern, dass u a. Echokardiographie- Befunde nicht in die Analyse einbezogen worden waren.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Thijs VN et al.: Predictors for atrial fibrillation detection after cryptogenic stroke: Results from CRYSTAL AF. Neurology 2016; 86(3): 261-9

ICD-Codes: I64

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