86. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Dresden, 18.-21. September 2013

Neuro-Depesche 10/2013

Vom Kongress direkt in die Praxis?

Neben hochkarätiger Fortbildung bietet die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) immer auch detaillierte Einblicke in kritische Selbstreflexionen, neue deutsche Forschungsvorhaben und Studienergebnisse – viele davon durchaus auch mit Praxisrelevanz.

Aus dem immer größer werdenden Informationsangebot des DGN-Kongresses, der 2013 mehr als 5000 Besucher ins Elbflorenz lockte und damit der größte Neurologie-Kongress in Europa ist, hier einige Beiträge zum Schlaganfall, MS und Morbus Parkinson

Ärzte akzeptieren Langzeitbehinderung

Bei einem malignem Mediainfarkt kann eine Hemikraniektomie Leben retten, viele Überlebende sind aber hochgradig pflegebedürftig. Eine internationale Querschnittstudie untersuchte, was Ärzte selbst für akzeptabel halten (Neugebauer H et al., W682). Für zwei Drittel der 1860 Ärzte aus 62 Ländern war ein Behinderungsgrad 3 auf der modifizierten Rankin-Skala (mRS) noch akzeptabel. Einen mRS-Grad 4 akzeptierten sogar noch über 40% der Europäer und besonders häufig Deutsche, während dies in anderen Teilen der Welt nur noch gut 20% der Ärzte taten. „Es gibt keinen nationalen oder internationalen Konsens darüber, was noch akzeptabel ist“, stellte Neugebauer fest. Er betonte, es sei wichtig, sich der eigenen Präferenzen bewusst zu werden und in der Beratung der Angehörigen diesbezüglich eine gewisse Rückhaltung zu üben.

Achtung Kaltfront!

Das aktuelle Wetter beeinflusst die Schlaganfallhäufigkeit. In einer retrospektiven Cross-over-Studie von Dr. Florian Rakers, Jena, et al. (W681) erhöhte sich das Schlaganfallrisiko bei akut sinkenden Temperaturen ein bis zwei Tag vor dem Ereignis um 38%. Ältere Menschen waren mit einer Risikoerhöhung um 43% besonders sensibel für den Temperaturabfall, insbesondere das Risiko für Schlaganfälle kardioembolischer Genese war am deutlichsten erhöht (+123%). Eine längere Kälteperiode hob das Schlaganfallrisiko um 34% an, bei Frauen sogar um 90%. Auch bei akut sinkender Luftfeuchtigkeit zeigten sich Frauen empfänglicher als die Gesamtpopulation (Risikoanstieg: 15% vs. 10%). Anhaltend niedrige Luftfeuchtigkeit erhöhte überhaupt nur bei Frauen das Schlaganfallrisiko (um 15%). Als praktische Konsequenz regte der Autor an, besonders bei kühlem, trockenem Wetter bzw. sinkenden Außentemperaturen auf Schlaganfall-Frühsymptome zu achten – und dabei ein Augenmerk auf Frauen zu haben.

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