Mendelsche Randomisierung

Neuro-Depesche 7-8/2020

Verursacht Rauchen Depressionen?

Menschen mit psychischen Krankheiten wie Schizophrenie und Depression rauchen im Vergleich zur übrigen Bevölkerung deutlich häufiger. Anhand genetischer Varianten, die in genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) identifiziert wurden, wurde nun mithilfe der Mendelschen Randomisierung (MR) untersucht, ob diese Assoziation eventuell kausal ist.
Die Effekte des Rauchverhaltens wurden in einer Stichprobe von 462.690 Personen der britischen Biobank geprüft. Dazu wurden eine GWAS-Studie des GSCANKonsortiums zur Raucherentwöhnung und eine GWAS zum lebenslangen Rauchverhalten (Rauchdauer, -schwere und -entwöhnung) ausgewertet. Die bivariate MR ergab starke Hinweise darauf, dass das Rauchen tatsächlich ein signifikanter Risikofaktor ist – sowohl für eine Schizophrenie (Odds Ratio [OR]: 2,27; 95 %-KI: 1,67 bis 3,08; p < 0,001) als auch für eine Depression (OR: 1,99; 95 %-KI: 1,71 bis 2,32; p < 0,001). Diese Zusammenhänge waren konsistent sowohl über das lebenslange Rauchverhalten hinweg als auch für den Beginn des Rauchens.
Umgekehrt ergaben die MR-Modelle beim lebenslangen Rauchen einen ebenfalls konsistenten, aber deutlich geringeren Effekt einer genetischen Disposition für eine Schizophrenie (β: 0,022) und für eine Depression (β: 0,091). Für den Beginn des Rauchen war dieser bei Depressionen erneut klar nachweisbar (β: 0,083; 95 %-KI: 0,039 – 0,127; p < 0,001), fiel aber für die Schizophrenie (β: 0,010) deutlich schwächer und inkonsistent aus. JL
Kommentar
Diese MR-Ergebnisse legen nahe, dass die Entwicklung einer Depression (und einer Schizophrenie) zumindest teilweise auf eine kausale Wirkung des Rauchens zurückzuführen ist.
Quelle: Wootton RE et al.: Evidence for causal effects of lifetime smoking on risk for depression and schizophrenia: a Mendelian randomisation study. Psychol Med 2019 [Epub 6.11.; doi: 10.1017/ S0033291719002678]

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