Teil 2: Klassische Fälle werden schneller versorgt

Praxis-Depesche 8/2014

Vertebro-basilärer Hirninfarkt – Diagnostik und Akuttherapie

Differenzialdiagnosen, genaue Abklärung und Therapiemöglichkeiten des „posterior circulation ischemic stroke“ (PCS) erörtern zwei Autoren vom National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London, im Anschluss an eine erste Übersicht über die Symptomatik (siehe Teil 1, S. 24)*.

PCS oder TIAs der posterioren Zirkulation früh zu erkennen ist schwieriger als bei anderen Apoplex-Typen. PC-TIAs können kurze oder relativ geringe Hirnstammsymptome beinhalten. Was die Differenzialdiagnosen betrifft, so kann eine akute vestibuläre Dysfunktion beim Hausarzt oder in der Notaufnahme einen Apoplex imitieren. Sie verursacht typischerweise akute Vertigo ohne weitere Hirnstamm-Symptome oder -Zeichen und ist häufiger als der Schlaganfall. Beim Stellen der Diagnose periphere vestibuläre Dysfunktion können der Kopf-Impuls- Test oder der Dix-Hallpike-Test helfen. Akute intrazerebrale und Subarachnoidalblutungen wie Tumoren können ischämische Schlaganfälle nachahmen; dies unterstreicht die Wichtigkeit unverzüglicher Bildgebung. Basilaris-Migräne, bei der zu den Aura-Merkmalen Vertigo und Diplopie zählen können, ebenso wie schwerer okzipitaler Kopfschmerz, kann einem akuten Schlaganfall ähneln. Toxische oder metabolische Störungen können sich initial mit Merkmalen zeigen, die zerebrovaskulären Leiden ähneln. Dazu gehören Drogenkonsum, Einnahme verschriebener Arzneimittel (wie Antikonvulsiva), Hypoglykämie, zentrale pontine Myelinolyse** und postinfektiöse Erkrankungen wie z. B. mit Antikörpern assoziierte Störungen (u. a. Miller-Fisher-Syndrom, verursacht Ophthalmoplegie, Ataxie und Areflexie). Das posteriore reversible Enzephalopathie-Syndrom (PRES) kann PC-Ischämie verursachen mit Sehstörungen, Krampfanfällen und anderen fokalen Symptomen und ist i. d. R. mit Hypertonie assoziiert.

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

GUT ZU WISSEN

Tipps für „Nicht-Spezialisten“

• Eine sorgfältige Anamnese wird zum Erkennen von PCS-Patienten gebraucht. Sie können mit rezidivierenden, phasenweisen (stuttering) oder progredienten Symptomen zum Arzt kommen. Dazu zählen kann verändertes Bewusstsein (kein typisches Apoplex-Symptom, tritt aber bei bilateraler Thalamus-Ischämie auf). • Zu den klinischen Zeichen, die beim Erkennen von PCS helfen können, gehören homonyme Gesichtsfelddefekte, Anomalien der Augenbewegung, Horner-Syndrom oder Gangataxie. • Früher gehfähige Patienten mit akuten fokalen neurologischen Symptomen, die zu akuter Gleichgewichtsstörung führen, darf man nie weiterschicken, ohne sich davon überzeugt zu haben, dass sie wirklich gehen können, wenn ein Apoplex eine mögliche Erklärung darstellt. Man denke immer an PCS, wenn ein Patient auf uncharakteristische Weise beeinträchtigt ist im Hinblick auf die angeblich konsumierte Menge an Alkohol. • Symptome von PC-TIA müssen umgehend untersucht werden, um verhütbare Behinderungen und Todesfälle zu vermeiden. Man wende sich an TIA-Ambulanzen mit raschem Zugang oder an Schlaganfallspezialisten, so verfügbar*. In der akuten Phase veranlasst man ein MRT, besonders bei unklarer Diagnose, wegen der hohen Sensitivität für ischämische Läsionen. • Man erwäge den Transfer von Patienten in der akuten PCS-Phase mit Verschlechterungsrisiko in ein „Neurozentrum“, da sie evtl. wegen Masseneffekts oder Hydrozephalus dringend eine neurochirurgische OP brauchen.

*Im UK gibt es solche Ambulanzen; Spezialisten arbeiten nur in Krankenhäusern. Bei uns gilt nur: Apoplex-Verdacht wie TIA sind Notfälle!

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x