Beobachtungsstudien mit 3,7 Mio. Teilnehmern

Neuro-Depesche 11-12/2022

Verringertes Parkinson-Risiko durch Statine?

Zertifizierte Fortbildung
Der mögliche Einfluss von Statinen auf das Parkinson-Risiko ist umstritten. Nun wurde zu dem Zusammenhang eine umfassende Metaanalyse mehrerer Beobachtungsstudien mit insgsamt 3,7 Mio. Personen durchgeführt. Diese bislang größte Datenauswertung bestätigt die Schutzwirkung für einige Vertreter der Substanzklasse.
Die Recherche der von Jan. 2000 bis März 2022 veröffentlichten Studien ergab zehn Kohorten- und acht Fall-Kontroll-Studien mit insgsamt 3,7 Mio. Personen einschließlich 31.153 Parkinson-Patienten. Neun Studien waren aus Nordamerika, fünf aus Asien und vier aus Europa.
Bei den Statin-Anwendern war das gepoolte relative Risiko (RR) für eine Parkinson-Erkrankung in der Gesamtkohorte im Vergleich zu den Nicht-Anwendern signifikant verringert (RR: 0,79; 95 %-KI: 0,68 - 0,91; p = 0,001). Allerdings war die Studienheterogenität hoch (I2: 82,05 %).
Die Risikominderung bestätigt sich in zahlreichen Subgruppenanalysen (hohe vs. niedrige Studienqualität, Studienland, Adjustierung auf Geschlecht, Alter und/oder Raucherstatus etc.) mit gepoolten RRs zwischen 0,75 und 0,85. Das Parkinson-RR bei Statin-Einnahme für Männer betrug in vier Studien 0,62 (p = 0,04) und für Frauen in drei Studien 0,47 (p = 0,001).
 
Lang- versus Kurzanwendung
Bei der Stratifizierung nach Expositionsdauer ging allerdings nur die Langzeitanwendung (> 5 Jahre) von Statinen mit einem signifikant, nämlich um 51 %, verringerten Parkinson-Risiko in zwei Studien einher (RR: 0,49; p = 0,02), aber nicht die kurze (< 1 Jahr) Statin-Einnahme in sechs Studien (RR: 0,94; p = 0,73).
Unter den lipophilen Statinen Simvastatin und Atorvastatin wurde das Parkinson-Risiko in sechs bzw. fünf Studien um 33 % (RR: 0,67; p = 0,001) bzw. um 27 % (RR: 0,73; p = 0,003) reduziert, während die gepoolten RRs für die hydrophilen Statine Lovastatin und Pravastatin in je drei Studien nicht signifkant ausfielen (0,89; p = 0,46 bzw. 1,09; p = 0,72). JL
Fazit
Die Langzeitanwendung lipophiler Statine scheint das Parkinson-Risiko tatsächlich beträchtlich zu senken. Die möglichen Mechanismen umfassen z. B. eine verringerte Produktion von Tumor-Nekrose-Faktor-alpha (TNFa), 3,4-Dihydroxyphenylessigsäure und Homovanillinsäure. Andere Befunde sprechen u. a. für einen reduzierten oxidativen Stress und antientzündliche Effekte der Statine.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Wu CC et al.: Association between statin use and risk of Parkinson‘s disease: evidence from 18 observational studies comprising 3.7 million individuals. J Pers Med 2022;12(5): 825 [Epub 19. Mai; doi: 10.3390/jpm12050825]
ICD-Codes: G20

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