Weitere Resultate der EARLYSTIM-Studie

Neuro-Depesche 3/2018

Verhaltensprobleme durch STN-THS?

In der EARLYSTIM-Studie wurde geprüft, ob die tiefe Hirnstimulation (THS) des Nucl. subthalamicus (STN) bei Patienten in frühen Parkinson-Stadien mit motorischen Komplikationen der medikamentösen Behandlung allein überlegen ist. Eine Sekundäranalyse untersuchte nun, ob sich die STN-THS auf Verhaltensauffälligkeiten auswirkt.

Die 251 Patienten waren im Schnitt erst seit durchschnittlich 7,5 Jahren erkrankt und hatten vor 1,7 Jahren die ersten motorischen Komplikationen entwickelt. Sie erhielten nach Randomisierung entweder eine optimierte dopaminerge Medikation (L-Dopa, Dopaminagonist; n = 127) allein oder zusätzlich eine bilaterale STN-THS (n = 124). In den primären Endpunkten – Lebensqualität (Parkinson‘s Disease Questionnaire 39) und Motorik (UPDRS Teil III) – hatte sich die STN-THS als überlegen erwiesen (je p = 0,002).
Zum Zweijahres-Follow-up hatte die L-Dopa- Äquivalenzdosis in der kombiniert behandelten Gruppe um 39% (-363,3 mg/d) ab- und in der Medikationsgruppe um 21% (+245,8 mg/d) zugenommen (p < 0,0001). Neuropsychiatrische Fluktuationen nach der Ardouin Scale of Behavior in Parkinson‘s Disease (Euphorie im On, Dysphorie im Off) nahmen in der STN-THS-Gruppe über die zwei Jahre im Durchschnitt ab (-0,65 Punkte), während sie sich in der Vergleichsgruppe kaum veränderten (-0,02 Punkte) (p = 0,0028).
Der Ardouin-Subscore für hyperdopaminerg bedingte Verhaltensprobleme (risikoträchtige Handlungen, nächtliche Aktivität) nahm unter kombinierter Stimulations- und Pharmakotherapie um durchschnittlich 1,26 Punkte ab, unter medikamentöser Therapie allein sank er um 1,12 Punkte ab (p < 0,0001). Keine zwischen den Gruppen signifikant unterschiedlichen Veränderungen fanden sich im Ardouin- Subscore für hypodopaminerge Verhaltensstörungen (Angst, Depressivität, Reizbarkeit etc.), in der Starkstein Apathie-Skala und im Beck Depression Inventory. Antidepressiva wurden bei 12 vs. 4 Patienten abgesetzt. Neuroleptika wurden bei 9 vs.1 Patient/en angesetzt. Einen Suizid begingen 2 vs. 1 Patient/en. HL
Kommentar

Bei Parkinson-Patienten im Frühstadium wird eine THS kritisch betrachtet – insbesondere wegen möglicher negativer Effekte auf Kognition, Verhalten, Affektlage und Suizidalität. In dieser Kohorte fanden sich auf Verhalten und neuropsychiatrische Fluktuationen aber ganz überwiegend positive Wirkungen, die Dosis dopaminerger Medikamente konnte verringert werden. Die Autoren betrachten die Besserung motorischer Komplikationen und die Stabilisierung nicht-motorischer Symptome als ein zusätzliches Argument zugunsten der STN-THS – auch bei Patienten, die unter der dopaminergen Therapie unter Verhaltensproblemen leiden.

Quelle:

Lhommée E et al. für die EARLYSTIM study group: Behavioural outcomes of subthalamic stimulation and medical therapy... Lancet Neurol 2018; 17(3): 223-31

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