Kinder und Jugendliche mit Epilepsie

Neuro-Depesche 11/2016

Verhaltensprobleme beeinflussen die Lebensqualität

Zertifizierte Fortbildung

Studien zufolge haben Verhaltensprobleme bei pädiatrischen Epilepsie-Patienten eine Prävalenz von 16% bis 77% – gegenüber 9% bei Kindern der Normalbevölkerung. Nun wurde untersucht, inwieweit spezifische Verhaltensmerkmale mit der Lebensqualität in Zusammenhang stehen.

92 Epilepsie-Kranke im Alter zwischen sechs und 17 Jahren und ihre Mütter wurden zu soziodemographischen und klinischen Merkmalen sowie zu etwaigen Verhaltensproblemen (nach der Child Behavior Checklist, CBCL) befragt. Zudem wurde die gesundheitsbezogene Lebensqualität nach dem Fragebogen Health-Related Quality of Life (HRQOL) in Children with Epilepsy erfragt, das die Child-Self Response Scale (CSRS) und die Parent- Proxy Response Scale (PPRS) umfasst. Patienten mit komorbiden psychiatrischen oder neurologischen Krankheiten waren aus der Studie ausgeschlossen.
Mit einer geringen Lebensqualität assoziierte Faktoren waren ein niedriger Bildungsgrad der Mütter (p = 0,014) und die Anzahl der eingesetzten Antiepileptika (p = 0,012). Der Studienhypothese entsprechend signifikant negativ mit dem HRQOL-Gesamtscore korreliert waren alle acht CBCL-Subskalen: Rückzug, Ängstlichkeit/ Depressivität, soziale Probleme, Probleme beim Denken, Aufmerksamkeitsprobleme, delinquentes und aggressives Verhalten (je p < 0,001) sowie somatische Beschwerden (p = 0,018).
Anhand einer schrittweisen Regressionsanalyse wurde nach signifikanten Prädiktoren für eine schlechtere HRQOL gesucht. Die Kombination aus sozialen Verhaltensproblemen, mütterlichem Bildungsstatus, delinquentem Verhalten und Zahl der Antiepileptika waren für 31,4% der Variation im HRQOL-Gesamtscore verantwortlich.
Nach Adjustierung auf den Bildungsgrad der Mütter und die Antiepileptika- Zahl sowie auf nicht-soziale Verhaltensschwierigkeiten blieb der Zusammenhang zwischen den sozialen Verhaltensproblemen der Patienten und dem HRQOL-Gesamtscore signifikant (p = 0,035). Sie erklärten nach den Gesamtwerten sowie nach den Werten der Eltern- und der Kind-Skalen 29,8%, 26,8% bzw. 17,2% der Varianz in der Lebensqualität.
Andere soziodemographische Variablen (Ehestatus, Einkommen) sowie klinische Variablen wie Erkrankungsalter- und -dauer, Anfallstyp, -ätiologie und -häufigkeit beeinflussten die Lebensqualität dagegen nicht signifikant. JL

KOMMENTAR

Neben wenigen anderen Variablen gingen in dieser Studie besonders soziale Verhaltensprobleme mit einer signifikant schlechteren Lebensqualität einher. Treten bei Epilepsie- kranken Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Probleme im sozialen Miteinander auf, sollten daher Ärzte unter Einbeziehung der Eltern psychosoziale Interventionen in Erwägung ziehen.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Choi HY et al.: Social behavioral problems and the health-related quality of life in children and adolescents with epilepsy. Psychiatry Investig 2016; 13(5): 488-95

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