Versorgung der Depression in Deutschland

Neuro-Depesche 4/2021

Verbesserungen durch PNP-Vertrag?

Zertifizierte Fortbildung
Die Therapie der Depression sollte schnell, bedarfsorientiert und evidenzbasiert erfolgen – und natürlich wirtschaftlich sein. Anhand von AOK-Daten aus Baden-Württemberg wurde nun retrospektiv untersucht, wie sich der deutsche Vertrag zur Versorgung in den Fachgebieten der Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatik (PNP) auf die Versorgung depressiver Patienten durch Haus- und Fachärzte auswirkt.
23.245 Patienten litten 2015 an einer Depression und waren aufgrund einer psychischen Störung krankgeschrieben worden. Die nach PNP-Vertrag versorgten Patienten wurden mit jenen verglichen, die eine Regelversorgung (RV) erhielten und mit jenen, die an der Gatekeepingbasierten Hausarzt-zentrierten Versorgung (HzV) teilnahmen.
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Bedarfsorientierung
Innerhalb der ersten zwölf Monate erhielten abhängig vom Schweregrad der Depression nur 24,3 % bis 39,7 % eine (mindestens zehnsitzige) Psychotherapie oder Pharmakotherapie. In Bezug auf die Bedarfsorientierung – bestimmt anhand der Relation zwischen akkumulierten Krankheitstagen und den Psychotherapie-Wartezeiten – zeigte sich, dass jeder weitere Monat einer Krankschreibung die Wahrscheinlichkeit, mit der Psychotherapie zu beginnen, bei PNP-Versorgung im Vergleich zur RV um 6 % erhöht war. Die Wahrscheinlichkeiten zeigt die Abb. In der Einhaltung der einschlägigen Therapierichtlinien fanden sich kaum Unterschiede und (bei schweren Fällen) auch nicht im Outcome. JL
Fazit
Da der PNP-Vertrag sich positiv auf das Verhältnis von Krankheitstagen zu Psychotherapie-Verzögerungen auswirkt, bescheinigen ihm die Autoren, den bedarfsorientierten Versorgungszugang depressiver Patienten zu verbessern. Allerdings betonen sie die nach wie vor – und unabhängig vom jeweiligen Gesundheitsplan – klaffenden Lücken in der Nutzung adäquater Behandlungsoptionen.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Engels A et al.: Depression treatment in Germany - using claims data to compare a collaborative mental health care program to the general practitioner ... BMC Psychiatry 2020; 20(1): 591 [Epub 14. Dez.; doi: 10.1186/s12888-020-02995-1]

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