Bilaterale STN-THS

Neuro-Depesche 11/2016

Verbale Gedächtnisstörungen und die präoperativen Hirnvolumina

Zertifizierte Fortbildung

Über kognitive Störungen nach einer tiefen Hirnstimulation (THS) bei Parkinson-Patienten wurde verschiedentlich berichtet. Hängen negative Effekte einer bilateralen THS des Nucleus subthalamicus (STN) auf das verbale Gedächtnis mit präoperativen Hirnvolumina und/oder klinischen Krankheitsfaktoren zusammen?

In einer konsekutiv behandelten Gruppe von S 40 Parkinson-Patienten (darunter 23 Männer), die sich (erfolgreich) einer bilateralen STN-THS unterzogen hatten, wurden die prä-/postoperativen neuropsychologischen Veränderungen anhand der Birt Memory and Information Processing Battery (BMIPB) dokumentiert. Dies umfasst die unmittelbare und die verzögerte Geschichtenerinnerung und ein Wortlistenlernen. Die altersstandardisierten Ergebnisse wurden in Relation gesetzt zu den mittels MRT und FIRSTAlgorithmus präoperativ bestimmten Volumina von Thalamus und Hippokampus als besonders gedächtnisrelevanten Strukturen. Zusätzlich wurden auch die Verbindungen zu klinischen Variablen der Patienten wie Alter, Symptomdauer, Schwere der motorischen Beeinträchtigungen im Off (UPDRS Teil III) etc. berücksichtigt.
Alle drei BMIPB-Testscores verschlechterten sich nach der STN-THS signifikant (je p < 0,001). Wie postuliert, fanden sich mit den MRT-Befunden mehrere signifikante Zusammenhänge. So waren die auf Alter und Symptomdauer adjustierten Veränderungen im Score für das Wortlistenlernen mit den Volumina des Thalamus (linksseitig: p = 0,02) und des Hippokampus (links: p = 0,02; rechts: p = 0,03) signifikant korreliert. Zusätzlich ergaben sich im verzögerten Geschichtenerinnern Assoziationen zu den Volumina des linken und rechten Thalamus (p = 0,06 bzw. p = 0,07) und des linken Hippokampus (p = 0,06). Die signifikante Korrelation der Volumina dieser Strukturen mit dem verbalen Gedächtnis bestätigten sich u. a. auch in einer sekundären Analyse, in der die neuropsychologisch verschlechterten mit den stabil gebliebenen Patienten verglichen wurden.
Außerdem standen die Dauer der Parkinson- Symptome in signifikantem Zusammenhang mit den Veränderungen des Wortlistenlernens (p = 0,02–0,03), in der Sekundäranalyse auch das Alter der Patienten (p = 0,03). JL

KOMMENTAR

Die regelmäßigen Verschlechterungen des verbalen Gedächtnisses nach einer STN-THS scheinen mit vorbestehenden Volumenreduktionen von Thalamus und Hippokampus zusammenzuhängen. Präoperative MRT-Befunde könnten u. a. dazu dienen, besonders vulnerable THS-Kandidaten hinsichtlich der zu erwartenden Auswirkungen zu beraten.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Geevarghese R et al.: Verbal memory decline following DBS for Parkinson's Disease: structural volumetric MRI relationships. PLoS One 2016; 11(8): e0160583 [Epub 24. Aug.; doi: 10.1371/ journal.pone.0160583]

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