Eingeschlossen wurden 44.418 Patienten (62,8 % Frauen) mit meist schwerer MD, stationär behandelt in 52 deutschsprachigen psychiatrischen Kliniken. Verglichen wurden der erste (2001 – 03) und der letzte Dreijahreszeitraum (2015 – 17). Veränderungen der Medikation wurden mittels der Risikoraten (RR) ausgedrückt.
Weniger TZA, mehr SSNRI
Wie erwartet wurden Antidepressiva (AD; meist SSRI, SSNRI, NaSSA) am häufigsten verabreicht. Ihre Verordnung ging von 89,7 % (2001 – 03) auf 85,5 % (2015 – 17) leicht zurück. Die größte Abnahme zeigten trizyklische AD (TZA; 24,9 % vs. 8,7 %; RR: 0,35) wie Trimipramin, während der Einsatz serotonerger und „anderer“ AD (z. B. Bupropion, Agomelatin, Trazodon) zunahm, insbesondere stieg der von Venlafaxin und anderen SSNRI (17,6 % vs. 30,2 %; RR: 1,72). Die größte Zunahme einer einzelnen AD-Substanz betraf Escitalopram (3,1 % vs. 11,0 %; RR: 3,56). Die (seltene) Gabe von MAO-Hemmern halbierte sich fast (2,1 % vs. 1,1 %; RR: 0,55), ebenso die von Lithium (8,0 % vs. 4,9 %; RR: 0,61). Einen Überblick gibt die Abb.
Antipsychotika (AP) wurden zunehmend eingesetzt (44,3 % vs. 49,7 %; RR: 1,12), insbesondere solche der zweiten Generation (26,6 % vs. 38,9 %; RR: 1,46). Den stärksten Anstieg hatte Quetiapin (3,1 % vs. 21,7 %; RR: 7,10). Die Tranquilizer-Verordnung ging dagegen zurück (34,7 % vs. 24,7 %; RR: 0,71), noch stärker die von Hypnotika (23,0 % vs. 9,9 %; RR: 0,43).
Vielfachkombis nahmen ab
Mehr als 70 % der Patienten wurden mit mehr als einem Psychopharmakon behandelt. Die häufigste (und zunehmende) Kombination bestand aus AD plus AP (45,1 % vs. 51,1 %; RR: 1,13). Auch die Kombination zweier AD stieg an (24,5 % vs. 33,0 %; RR: 1,35). Immerhin wurden Dreier- oder Vierer-Kombinationen seltener eingesetzt (24,7 % vs. 21,7 %; RR: 0,88; bzw. 22,7 % vs. 20,3 %; RR: 0,89) . JL