Männer und Frauen mit Morbus Parkinson

Neuro-Depesche 3/2016

Verändert sich die Erkrankungsrate mit dem Alter?

Zertifizierte Fortbildung

Ein Parkinson-Syndrom tritt bei Männern etwa anderthalb mal häufiger auf als bei Frauen. Französische Epidemiologen untersuchten in einer landesweiten Studie und anschließenden Metaanalyse nun den Einfluss des Alters auf Geschlechterunterschiede in der Inzidenz und Prävalenz. Im Alter erkranken Männer offenbar deutlich häufiger.

Ausgewertet wurde das nationale französische Krankenkassenregister Système National d’Information Inter-Régimes de l’Assurance Maladie (SNIIRAM) auf die Verordnung von Parkinson- Medikamenten 2010. Die Prävalenz (Präv.) und Inzidenz (Inz.) wurden mithilfe einer Poissons- Regressionsanalyse auf Alter und Geschlecht angepasst.
Auf Basis der Kassendaten war ein Morbus Parkinson bei den unter 40-Jährigen relativ selten, am häufigsten erkrankten Personen zwischen 85 und 89 Jahren. Im Einzelnen betrug die Parkinson-Prävalenz 149 672 Fälle (2,304/ 1000 Personen), von denen 50% weiblich waren, und die Inzidenz lag bei 25 438 Fällen (0,393/1000 Personenjahre) mit einem Frauenanteil von 49%. Die daraus errechneten altersstandardisierten Erkrankungsraten fielen bei Männern höher aus als bei Frauen (Präv.: 2,865 vs. 1,934/1000; Inz.: 0,490 vs. 0,328/1000 Personenjahre).
Insgesamt fiel die Geschlechterrate (M/F) zu Ungunsten der Männer aus (Präv.: 1,48; Inz.: 1,49). Für beide Größen zeigte sich pro Zehnjahreszeitraum ein Anstieg der M-F-Verhältnisrate um 0,05 (Präv.) bzw. 0,14 (Inz.).
Dabei war die (geringe) Parkinson-Inzidenz im Alter unter 50 Jahren bei den Männern und den Frauen praktisch gleich (M/F-Rate < 1,2, Unterschied nicht signifikant: p > 0,20). Im Alter von 80 Jahren und darüber war die Inzidenz jedoch bei den Männern um mehr als das 1,6- Fache signifikant höher als bei den Frauen (p < 0,001). Die M/F-Inzidenzraten nahmen ebenfalls mit dem Alter zu, und zwar um 0,14 pro Dekade.
Die metaanalytische Auswertung der 22 Inzidenzstudien (insgesamt 14 126 Fälle, 46% Frauen) stratifiziert nach Altersgruppen (40–59, 60–79, ≥ 80 Jahre) bestätigte den Alterseinfluss auf die Geschlechterrate: Die gepoolte M/F-Rate stieg in den drei Altersgruppen signifikant an, und zwar von 1,34 über 1,46 auf 1,93. Rechnerisch resultierte daraus eine Inzidenzzunahme bei den Männern um 0,26 pro zehn Lebensjahre (p = 0,005). JL
Kommentar

Mit Zunahme des Lebensalters erhöht sich offenbar progressiv die Wahrscheinlichkeit einer Parkinson-Erkrankung bei männlichem Geschlecht. Daher könnte eine altersabhängig veränderte Ätiologie vorliegen, so die Autoren. Schützende und risikoerhöhende Faktoren scheinen sich bei den Geschlechtern unterschiedlich auszuwirken, so könnte z. B. ein geschlechtsabhängiger genetischer Einfluss in jüngeren Lebensjahren stärker sein als in älteren. Letztlich aber bleibt das Altersphänomen, wie die Autoren einräumen, vorerst unerklärt...



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Moisan F et al.: Parkinson disease male-to-female ratios increase with age: French nationwide study and meta-analysis. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2015; pii: jnnp-2015-312283 [Epub 23. Dez.; doi: 10.1136/jnnp-2015-312283]

ICD-Codes: G20

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