Aktuelle Befragung

Neuro-Depesche 1-2/2016

US-Ärzte: Mehr als die Hälfte ausgebrannt!

In einer groß angelegten Befragung von Ärzten in den USA wurde die Häufigkeit eines Burnout untersucht und mit der Prävalenz unter US-amerikanischen Beschäftigten verglichen. Zwischen 2011 und 2014 ergab sich eine enorme Zunahme, inzwischen leiden mehr als die Hälfte der US-Kollegen unter Symptomen dieses Erschöpfungssyndroms. Bei vielen stimmt die Work-life-Balance einfach nicht.

Von des 35 922 Ärzten nahmen 6880 an der Befragung teil. Nach dem Maslach Burnout Inventory (MBI) berichteten 2014 3680 (54,4%) über mindestens ein Burnout-Symptom (emotionale Verausgabung etc.), während es 2011 „nur“ 3310 (45,5%) gewesen waren. Die Zunahme war signifikant (p < 0,001). Die Zufriedenheit mit der Work-life- Balance (nach einem spezifischen MBI-Item) nahm unter den Ärzten zwischen 2011 und 2014 ebenfalls deutlich ab (48,5% vs. 40,9%; p < 0,001). Im Gegensatz dazu veränderte sich die Burnout-Prävalenz und die Work-life-Balance in einer Stichprobe arbeitender US-Einwohner zwischen 2011 und 2014 nur minimal.
Nach einer gepoolten Multivarianzanalyse unter Einbeziehung von Alter, Geschlecht, Beziehungsstatus und wöchentlichen Arbeitsstunden war das Burnout-Risiko gegenüber der Bevölkerung praktisch verdoppelt (Odds Ratio: 1,97; 95%-KI: 1,80–2,16; p < 0,001). Die Wahrscheinlichkeit, mit ihrer Work-life-Balance zufrieden zu sein, war signifkiant um 32% verringert (OR: 0,68; 95%.KI: 0,62–0,75; p < 0,001). Zwischen den verschiedenen Fachrichtungen ergaben sich erhebliche Unterschiede. Am stärksten ausgebrannt waren u. a. Notfallmediziner und orthopädische Chirurgen. Während Neurologen kurz dahinter rangierten, ging es Psychiatern deutlich besser. Letztere beklagten aber mit am häufigsten eine schlechte Work-life-Balance. JL
Kommentar

Dass ein Burnout und die Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation US-amerikanischer Ärzte in nur drei Jahren derart zugenommen hat, ist die eine Seite. Stärker verwundert es, dass diese Verschlechterungen ungleich stärker ausgeprägt sind als in der arbeitenden Bevölkerung der USA, betreffen verschärfte Arbeitsbedingungen doch eigentlich alle.

Quelle:

Shanafelt TD et al.: Changes in burnout and satisfaction with work-life balance in physicians and the general US Working population between 2011 and 2014. Mayo Clin Proc 2015; 90(12): 1600-13

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