Roundtable zu Glutamat-Antagonist

Neuro-Depesche 6/2003

"Unverzichtbar in allen Stadien der Behandlung"

Der Glutatmat-Antagonist Amantadin gehört in allen Stadien des M. Parkinson zur Basistherapie - als Monotherapie oder in Kombination. Diese Ansicht vertraten deutsche Parkinson-Experten bei einem wissenschaftlichen Roundtable-Gespräch.

Ziel der Parkinson-Behandlung ist es, die motorischen Symptome nebenwirkungsarm zu kontrollieren und damit die Alltagskompetenz der Patienten möglichst lange zu erhalten. In der Bewertung der verschiedenen Substanzgruppen stimmten Prof. W. Jost, Wiesbaden, und Prof. D. Müller, Hamburg, überein, initial Levodopa zu vermeiden oder möglichst niedrig zu dosieren, um motorische Spätkomplikationen wie Dyskinesien und Fluktuationen zu verhindern. In frühen Stadien der Erkrankung gilt insbesondere Amantadin, das Akinese, Rigor und Tremor wirksam bessert, als Medikament der Wahl. Mit ihm wird nicht nur das offensichtlich geschädigte dopaminerge, sondern auch das ebenfalls betroffene glutamaterge System behandelt; im Tiermodell wurden, so Prof. P. Riederer, Würzburg, sogar Neurone vor Glutamat-Toxizität geschützt. Müller räumte dem Glutamat-Antagonisten "einen hohen Stellenwert als unverzichtbares Arzneimittel in allen Stadien der M. Parkinson-Behandlung ein, da er die motorische Fluktuation verringert, Hyperkinesien und Dyskinesien minimiert, evtl. die Progredienz des M. Parkinson verbessert und damit Lebensqualität und Überlebensrate insgesamt günstig beeinflusst." Er setzt Amantadin auch in Monotherapie erfolgreich ein, bei einschleichender Dosierung mit einer Zieldosis von 300 bis 450 mg/d. In schweren Fällen kann, so Prof. E. Schneider, Hamburg, "durchaus auch eine Maximaldosis von bis zu 600 mg/d angezeigt sein". Auch er verordnet Amantadin zur initialen Therapie, besonders bei jüngeren Parkinson-Patienten, um eine wirksame Dyskinesie-Prophylaxe zu erreichen und die Alltagskompetenz aufrecht zu erhalten. Der auch als Dauertherapie sehr gut einsetzbare Glutamat-Antagonist - gastrointestinale und kardiovaskuläre Nebenwirkungen fallen nach Dr. G. Ulm, Kassel, deutlich geringer aus als bei Dopaminergika - ist auch in späteren Krankheitsstadien indiziert: Wird eine Kombinationstherapie notwendig, ergänzt Schneider die Amantadin-Therapie mit Mitteln wie Dopaminagonisten und Levodopa. (JL)

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