Kataplexie bei Narkolepsie

Neuro-Depesche 3/2004

Unangenehme Emotionen ausgeblendet?

Eine Kataplexie, meist emotional getriggert, ist das Kardinalsymptom der Narkolepsie. Spezifische Defizite in der Informationsverarbeitung könnten die abweichenden emotionalen Reaktionsmuster der Patienten erklären.

Bei acht Narkolepsie-Patienten mit schwerer Kataplexie und acht Kontrollpersonen wurden die psychophysiologischen Wirkungen visueller Stimuli untersucht. Dazu wurden 54 Farbfotos unterschiedlichen emotionalen Gehaltes (angenehm, neutral, unangenehm) des "International Affective Picture System" auf einem Bildschirm präsentiert und die Wirkungen der Bildbetrachtung auf muskuläre (EMG einiger Gesichtsmuskeln), autonome (Blutdruck, Herzfrequenz, Hautwiderstand) und kognitive Funktionen (ereigniskorrelierte Potenziale im EEG) registriert sowie die subjektive Wahrnehmung in der Selbstbeurteilung ermittelt. Kataplexien wurden durch die Bilder nicht ausgelöst. Sympathische und parasympathische, muskuläre und kognitive Reaktionen (P3- und N2-Amplituden) auf die visuellen Stimuli waren bei den Narkoleptikern im Vergleich zu den Kontrollen abgeschwächt. Darüber hinaus blieben Narkoleptiker speziell bei der Betrachtung unangenehmer Bilder emotional praktisch unbeeindruckt. Diese von den Betroffenen selbst nicht wahrgenommenen Defizite deuten auf eine reduzierte Reaktivität des für negative oder unangenehme Gefühle verantwortlichen aversiv motivationalen Systems hin. Sie könnte als Schutz vor Kataplexien fungieren und als pathophysiologischer Marker auf die Kataplexie-Neigung hinweisen. (EJW)

Quelle: Tucci, V: Emotional information processing in patients with narcolepsy: a psychophysiologic investigation, Zeitschrift: SLEEP, Ausgabe 26 (2003), Seiten: 558-564

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