Fatigue bei MS-Patienten

Neuro-Depesche 6/2015

Umfassende Beeinträchtigungen nachgewiesen

Die Auswirkungen der MS-assoziierten Fatigue auf Klinik, Kognition und Befinden der Patienten sind ein Stiefkind der MS-Forschung. Die negativen Fatigue-Effekte wurden nun in einer Querschnittsstudie systematisch untersucht.

Bei 108 Patienten mit gesicherter MS (54% Frauen; durchschnittlich 44 Jahre alt) und einem durchschnittlichen EDSS-Wert von 3,6 wurde die selbstberichtete Fatigue mit der Fatigue Impact Scale (FIS) erfasst. Der Score lag bei 38,9 (von max. 84) Punkten.
Zwischen dem FIS-Score und den EDSS-Werten wurde eine signifikante positive Korrelation festgestellt (p < 0,05): Je höher der Behinderungsgrad, desto stärker die Fatigue. Dies galt auch für die Korrelation von FIS und depressiven Symptomen (nach Beck Depression Inventory, BDI-II) (p< 0,01).
Signifikante negative Korrelationen ergaben sich zwischen dem FIS-Score und verschiedenen Items des Functional Assessment of Multiple Sclerosis (FAMS) wie Mobilität, Symptome, emotionale Zufriedenheit, allgemeine Zufriedenheit und Denkfähigkeit/ Fatigue (je p < 0,01). Dies galt auch für alle(!) Domänen des Lebensqualitätsfragebogens SF-36 (je p < 0,01).
Schließlich korrelierte der FIS-Score auch negativ mit drei der insgesamt fünf Domänen des Persönlichkeitsinstruments NEO-Five-Factor-Inventory (NEO-FFI) wie Neurotizismus (p < 0,01), (soziale) Verträglichkeit (p < 0,05) und Gewissenhaftigkeit (p < 0,001).
Die schrittweise Regressionsanalyse zeigte, dass der FAMS-Score für Denkfähigkeit/Fatigue nahezu 52% der Varianz des FIS-Scores (p < 0,001) erklärt. Hinzu kommen noch 7% durch die physische Komponente des SF-36 und 3% durch das FAMS-Item emotionale Zufriedenheit hinzu. Die Kombination dieser drei Items erklärten also 62,5% der Varianz (p < 0,01) für die Fatigue. Interessanterweise waren im Gegensatz dazu EDSS und Depressivität der Regressionsanalyse zufolge keine relevanten Prädiktoren der Fatigue. GS
Kommentar

Je höher der FIS-Score, desto schlechter fielen funktionelle Fähigkeiten, kognitive Leistungen, psychosoziales und emotionales Wohlbefinden und die Lebensqualität der MS-Patienten aus. Angesichts dieser umfassenden, starken Belastung bedarf es dringend einer systematischen Erfassung der – überaus häufigen – Fatigue. Spezifische therapeutische Optionen sind bekanntlich sehr begrenzt.

Quelle:

Fernandez-Munoz JJ et al.: Disability, quality of life, personality, cognitive and psychological variables associated with fatigue in patients with multiple sclerosis. Acta Neurol Scand 2015 [Epub ahead of print: 3. Feb.; doi: 10.1111/ane.12370]

ICD-Codes: G93.3

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x