MARK-PD Study zum Morbus Parkinson

Neuro-Depesche 7-8/2022

Typ-2-Diabetes beschleunigt die Degeneration

Patienten mit Typ-2-Diabetes haben nicht nur ein höheres Risiko an einem Morbus Parkinson zu erkranken, auch der Verlauf wird durch die Stoffwechselerkrankung negativ beeinflusst. Eine Arbeitsgruppe am Klinikum Hamburg-Eppendorf fand nun deutliche Hinweise auf eine erheblich beschleunigte Neurodegeneration und axonale Schäden.
Von 195 Patienten der prospektiven Studie MARK-PD im durchschnittlichen Alter von 67 Jahren waren die Serumkonzentrationen von HbA1c und dem Leichtkettenneurofilament (NfL) verfügbar. 27 Patienten (14 %) litten zusätzlich an einem Typ-II-Diabetes (T2DM) und 39 % an Hypertonie, 16 % hatten bereits einen Schlaganfall erlitten.
Die Parkinson-Patienten mit T2DM wiesen einen höheren BMI auf als jene ohne T2DM (26,0 ± 4,7 vs. 28,1 ± 3,8 kg/m2; p = 0,039) sowie einen signifikant höheren HbA1c-Wert (36,6 vs. 48,6 mmol/mol; p < 0,001). Trotz praktisch identischem Alter und Parkinson-Dauer (durchschnittlich ca. 10 Jahre) wurden in der Gruppe mit T2DM signifikant höhere NfL-Serumspiegel (17,9 vs. 22,4 pmol/l; p = 0,030) und höhere Scores des Montreal Cognitive Assessment (MoCA) (26 vs. 24 Punkte; p = 0,004) festgestellt.
Interessanterweise fanden sich bei den Patienten mit einem niedrigeren HbA1c (≤ 36,6 mmol/mol) gegenüber jenen mit höheren HbA1c-Werten – unabhängig von Alter, BMI, vaskulären Risikofaktoren etc. – signifikant bessere motorische Funktionen nach UPDRS Teil III (21 vs. 24 Punkte, p = 0,024), ein niedrigeres Hoehn & Yahr-Stadium (2 vs. 2,5, p = 0,007) und günstigere NfL-Werte (17,3 vs. 20,8 pmol/l; p = 0,007).
Eine Verdoppelung des HbA1c ging mit einer auf Alter und BMI adjustierten Odds Ratio (OR) für hohe NfL-Werte von 1,42 (p = 0,046) einher. Nach Berücksichtigung weiterer kardiovaskulärer Risikofaktoren (Hypertonie, Hypercholesterinämie, anamnestischer Schlaganfall) war die OR von 1,3 nicht mehr signifikant (p = 0,075). GS
Fazit
Erstmals wurde bei Parkinson-Patienten mit Typ-2-Diabetes und hohen HbA1c- Werten eine stärkere Neurodegeneration und schlechtere Kognition nachgewiesen. Ob dies allein auf der Stoffwechselerkrankung oder auch auf indirekten Diabetesfolgen wie Gefäßschäden beruht, ist unklar.
Quelle: Uyar M et al.: Diabetes, Glycated Hemoglobin (HbA1c), and Neuroaxonal Damage in Parkinson’s Disease (MARK-PD Study). Mov Disorder 2022 [DOI: 10.1002/mds.29009]
ICD-Codes: G20

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