Neuro-Depesche 4/2003

Trotz MS-Diagnose auch an Tumor denken!

Ein Fallbericht zeigt, dass es irreführend sein kann, neu aufgetretene Symptome ohne genauere Prüfung einer bereits bekannten MS-Erkrankung zuzuordnen. Die Unterscheidung zwischen neu aufgetretenen MS-Läsionen und Kompressionssymptomen kann sich ohne aktuellen MRT-Befund schwierig gestalten.

Eine 46-jährige Patientin mit seit zwei Jahren diagnostizierter MS mit Nachweis zerebraler und spinaler Demyelinisierungsherde stellte sich wegen neu aufgetretener Urininkontinenz und Parästhesien des rechten Beines vor. Neben den aktuellen neurologischen Beschwerden litt sie seit zwei Monaten immer wieder unter Schmerzen in der rechten Lende und im Abdomen. Klinisch zeigten sich neben einer neurogenen Blasenentleerungsstörung Sensibilitätsstörungen im Dermatom Th 9 und ein Verlust von Vibrations- und Lageempfinden im rechten Bein sowie gesteigerte Muskeleigenreflexe in beiden unteren Extremitäten. Die Symptomatik blieb unter einer Stoßtherapie mit Methylprednisolon unverändert. Das schließlich durchgeführte spinale MRT zeigt einen intraduralen, extramedullären Tumor im Spinalkanal der unteren Brustwirbelsäule, der mit einer Laminektomie von Th 10 und Teillaminektomie von Th 9 und Th 11 behandelt wurde. Es handelte sich um ein Schwannom. (TH)

Quelle: Etus, V: Multiple sclerosis and coexisting intradural extramedullary spinal cord tumour: a case report, Zeitschrift: NEUROSCIENCE, Ausgabe 23 (2002), Seiten: 119-122

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