Die europäische Neurologengruppe schloss 58 Patienten mit einem idiopathischen RLS (nach den Kriterien der International Restless Legs Syndrome Study Group) in die Studie ein. Unter ihnen zeigten 35 (60,3%) Zeichen einer Augmentation.
Während sich die demographischen Merkmale kaum unterschieden, waren bei den Patienten mit Augmentation die L-Dopa-Äquivalenzdosis (LÄD; 123,3 vs. 58,3 mg; p = 0,003) und die RLS-Schwere nach IRLS-Score (24,2 vs. 17,4; p = 0,004) deutlich höher.
Nach den Ergebnissen semistrukturierter Interviews auf Basis des Questionnaire for Impulsive- Compulsive Disorders in Parkinson’s Disease (QUIP) wiesen 23 RLS-Patienten (39,7%) mindestens ein ICD-Symptom auf und unter ihnen zehn mindestens zwei ICD-Symptome. Bei zwölf Patienten (20,7%) wurde eine definitive ICD diagnostiziert. Alle zwölf litten unter einer Augmentation. Bei den RLS-Patienten mit ICD war die LÄD nicht signifikant, aber tendenziell höher (p = 0,053).
In der nicht-adjustierten Univarianz-Analyse hatten die 35 Patienten mit Augmentation ein mehr als fünffach erhöhtes Risiko, unter ICDSymptomen zu leiden (Odds Ratio: 5,6; 95%- iges Konfidenzintervall: 1,59–20,02; p = 0,007). Adjustiert auf Alter und Geschlecht lag die OR bei 7,3 (p = 0,005). Bei zusätzlicher Einberechnung von LÄD, RLS-Schwere, Krankheitsdauer etc. in die multivariate Regressionsanalyse war die Augmentation der einzige signifikante Prädiktor für ICD-Symptome mit einem sechsfach erhöhten Risiko (OR: 6,2; p = 0,04). JL
Komplikationen unter Dopaminergika
Treten Impulskontrollstörungen bei Augmentation gehäuft auf?

Impulskontrollstörungen (ICD) wie pathologisches Spielen, zwanghaftes Shoppen und Hypersexualität stellen eine ernste Komplikation bei der Behandlung mit dopaminergen Medikamenten dar – offenbar nicht nur bei Parkinson-Patienten, sondern auch bei RLSBetroffenen. Jetzt wurde in einer Fall-Kontroll-Studie untersucht, ob ICD-Symptome bei Patienten mit Augmentation der RLS-Beschwerden gehäuft auftreten.
Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.
KOMMENTAR
Eine ICD betrifft Schätzungen zufolge 7%– 16% der mit Dopaminagonisten behandelten RLS-Patienten. Dass Patienten mit Augmentationszeichen in dieser Studie ein etwa sechsfach erhöhtes ICD-Risiko aufwiesen als jene ohne diese Ausweitung der RLS-Symptome, spricht für eine gemeinsame pathophysiologische Grundlage der beiden Komplikationen. Es legt außerdem nahe, die Betroffenen rigoros auf ICD-Symptome zu untersuchen. Die Autoren heben hervor, dass die Risikoerhöhung von der L-DopaÄquivalenzdosis unabhängig scheint. Auch RLS-Patienten unter niedrigeren Dopaminergika- Dosen scheinen also gegen Impulskontrollstörungen nicht gefeit.
Heim B et al.: Augmentation and impulsive behaviors in restless legs syndrome: Coexistence or association? Neurology 2016; 87(1): 36-40