PTBS bei komorbider Persönlichkeitsstörung

Neuro-Depesche 3/2017

Traumatherapie trotzdem erfolgreich?

Bis zu 50% aller Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) leiden unter einer komorbiden Persönlichkeitsstörung (PD). Über zehn Jahre wurde untersucht, ob sich beide gegenseitig beeinflussen und dies den Traumatherapie-Erfolg bestimmt.

In der Studie wurden 79 hochtraumatisierte Frauen im durchschnitlichen Alter von 31,7 Jahren untersucht, die Opfer einer (47%) oder mehrerer (53%) Vergewaltigungen geworden waren und zusätzlich weitere Ereignisse wie sexueller Missbrauch in der Kindheit, Zeuge eines Gewaltverbrechens zu sein oder ähnliches erlebt hatten. Die PTBS-Schwere wurde mit Hilfe der DSM-IV-basierten Skala CAPS-IV bestimmt. Nach dem Schedule for Nonadaptive and Adaptive Personality (SNAP) litten alle Frauen an mindestens einer von zehn Persönlichkeitsstörungen (PD).
Alle durchliefen eine relativ kurze Traumatherapie (zwei wöchentliche Sitzungen, insgesamt 13 Stunden), davon 41 eine Expositionsund 38 eine kognitive Verhaltenstherapie. In beiden Therapiegruppen verbesserten sich die PTBS-Symptome deutlich. Mittels CAPS-IV und SNAP wurde die Schwere beider Störungen bei den Frauen fünf bis zehn, im Schnitt 6,03 Jahre später erneut bestimmt.
Veränderungen der PTBS-Symptomatik waren eng mit der Schwere der paranoiden, schizophrenen, antisozialen, Borderline-, Vermeidungs- und Abhängigkeits- PD verknüpft (je p < 0,05). Eine Borderline- und antisoziale PD stabilisierten sich langfristig bei jenen am besten, deren PTBS-Symptome sich am stärksten besserten (p < 0,05).
In gleicher Richtung hatte eine Schweregradänderung von paranoider, schizotyper, antisozialer, zwanghafter und Vermeidungs- PD einen Einfluss auf die Entwicklung der PTBS-Symptome. NW
Kommentar

PTBS und Persönlichkeitsstörungen (PD) beeinflussen sich gegenseitig offenbar stärker als gedacht – auch in der Symptombesserung durch eine Traumatherapie. U. a. widersprechen die aktuellen Ergebnisse der Annahme, dass alle PD‘s schwer therapierbar sind und eine Kontraindikation für die traumafokusierte PTBS-Therapie darstellen.

Quelle:

Bovin MJ et al.: Longitudinal associations between posttraumatic stress disorder severity and personality disorder features among female rape survivors. Front Psychiatry 2017; 8: 6 [Epub 2. Feb.; doi: 10.3389/ fpsyt.2017.00006]

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