auf dem Berlin Brain Summit 2022

Neuro-Depesche 9/2022

Tranylcypromin bei Patienten mit TRD

Beim Berlin Brain Summit in Berlin wurden die Therapiemöglichkeiten für Patienten mit therapieresistenter Depression (TRD) diskutiert. Da der Monoaminoxidase(MAO)-Hemmer Tranylcypromin (TCP) diesen Patienten eine multimodal wirksame, aussichtsreiche Behandlungsoption bietet, sollte sein Einsatz nicht unnötig hinausgezögert werden.
Aktuell wird eine TRD als Nichtansprechen auf zwei Behandlungsversuche mit Antidepressiva verschiedener Wirkstoffklassen in jeweils adäquater Dosis und Dauer definiert, erläuterte Dr. Christiane Först, Bad Zwischenahn. Dessen ungeachtet werden im Praxisalltag oft relativ wahllos insuffiziente, teils sogar inadäquate Behandlungsversuche mit Antidepressiva derselben Wirkstoffklasse aneinandergereiht.
„Trizyklika, MAO-Hemmer, Lithium und EKT werden meistens nicht eingesetzt, weshalb ohne den Einsatz der genannten Therapieoptionen eher von einer Pseudotherapieresistenz gesprochen werden sollte“, betonte Först. Sie plädierte für einen rechtzeitigen Einsatz von MAO-Hemmern.
Eine hochwirksame und sichere Behandlung therapieresistenter Depressionen erlaubt der unselektive und irreversible MAO-A/B-Hemmer Tranylcypromin (TCP). „Wir setzen Tranylcypromin nach der Lithium-Augmentation von SNRI und Amitryptilin/Nortryptilin ein“, schilderte Först. Einer internen Auswertung an ihrer Klinik (III. Quartal 2021) zufolge wurden von 92 in Frage kommenden Patienten 28 mit TCP behandelt. 21 erreichten eine Voll- und sieben eine Teilremission.
Im Allgemeinen kommt es unter TCP zu keiner Gewichtszunahme, und die sexuellen Funktionen der Patienten werden nur geringfügig beeinflusst. Pharmakodynamisch bedingt besteht eine Kontraindikation für die gleichzeitige Gabe stark serotonerger Medikamente, durch die ein vital bedrohliches Serotonin-Syndrom entstehen kann. „Tranylcypromin wird immer wieder mit dem Serotonin-Syndrom in Verbindung gebracht“, sagte Först. „In 13 Jahren habe ich allerdings lediglich zwei Fälle einer leichten Ausprägung erlebt, die beide aufgrund von Einnahmefehlern entstanden sind. „Zudem zieht“, so die Psychiaterin, „die benötigte tyraminarme Diät bei Patienten, die sich bereits quantitativ und qualitativ gesund ernähren, kaum Veränderungen im Ernährungsverhalten nach sich.“ JL
Quelle: HotSpot Veranstaltung: „MAO-Hemmer als Behandlungsoption bei Therapieresistenten Depressionen“. Berlin Brain Summit 2022, Berlin, 1. Juni 2022. 

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