Wie PhD Barbara Franke, Nijmegen, Niederlande, erläuterte, hat sich die Forschung zu epigenetischen Veränderungen – z. B. Methylierung der DNA, Modifikation der Histone oder beschleunigter Abbau von Telomeren ohne Mutation im Genom oder Rekombination – bei psychiatrischen Erkrankungen in den letzten Jahren intensiviert.
Besonders stark sind (schädliche) Effekte von Umwelteinflüssen in der prä- und perinatalen Wachstumsphase des Gehirns, in der die epigenetischen Veränderungen von Zelle zu Zelle weitergegeben werden. Epigenetik-Studien zur ADHS befassen sich u. a. mit den Genen für die Dopamin- Transporter (DAT1), die Serotonin-Transporter (5-HTT) und mit dem Dopamin-Rezeptor D4 (DRD4). In einer Studie fanden sich zwischen Methylierung von Dopamin (COMT, ANKK1) bzw. von mit neurotrophen Faktoren assoziierten Gen-Loci (BDNF, NGFR) signifikante Zusammenhänge mit der ADHS-Schwere.
Die Umsetzung von Erkenntnissen aus der Forschung in die Praxis stellt eine große Herausforderung dar, betonte Prof. Benedetto Vitiello, Turin und Baltimore. Dies gilt auch für die erfolgreiche Transition: Während sich die Symptomatik gegenüber der Kindheit meist verändert, stellen sich im Erwachsenenalter zunehmend schwere psychosoziale Folgen der Erkrankung ein.
Nach Vitiellos W orten i st e in m ultimodaler, medikamentös gestützter Behandlungsansatz auch bei Erwachsenen erfolgreicher als eine rein psychotherapeutische Intervention. Dies zeigt u. a. eine große Studie über drei Jahre (2006 - 2009), in der bei medikamentös behandelten Erwachsenen mit ADHS (n = 17.408) das Risiko für Autounfälle um 38 % (Frauen) bzw. 42 % (Männer) gegenüber Phasen der Nicht-Behandlung reduziert war. Außerdem ergab sich, hob Vitiello a ls i nteressantes Detail hervor, bei schwedischen ADHS-kranken Erwachsenen (n = 25.656) unter Stimulanzien ein um 34 % geringeres Risiko für Inhaftierungen aufgrund krimineller Delikte. nm