13th International Conference on ADHD

Neuro-Depesche 5-6/2019

Transition in das Erwachsenenalter begleiten

Bei ADHS handelt es sich um eine chronische Störung mit hoher Neigung zur Persistenz. So bleiben Schätzungen zufolge in bis zu 80 % der kindlichen ADHS-Fälle Symptome im Erwachsenenalter bestehen, bei einem Drittel sogar das Vollbild der Störung. Die Frage der Transition der ADHS ins Erwachsenenalter und die Behandlung, z. B. mit retardiertem Methylphenidat für Erwachsene, war einige der Themen auf der von Medice veranstalteten 13th International Conference on ADHD in Berlin.

Wie PhD Barbara Franke, Nijmegen, Niederlande, erläuterte, hat sich die Forschung zu epigenetischen Veränderungen – z. B. Methylierung der DNA, Modifikation der Histone oder beschleunigter Abbau von Telomeren ohne Mutation im Genom oder Rekombination – bei psychiatrischen Erkrankungen in den letzten Jahren intensiviert.
Besonders stark sind (schädliche) Effekte von Umwelteinflüssen in der prä- und perinatalen Wachstumsphase des Gehirns, in der die epigenetischen Veränderungen von Zelle zu Zelle weitergegeben werden. Epigenetik-Studien zur ADHS befassen sich u. a. mit den Genen für die Dopamin- Transporter (DAT1), die Serotonin-Transporter (5-HTT) und mit dem Dopamin-Rezeptor D4 (DRD4). In einer Studie fanden sich zwischen Methylierung von Dopamin (COMT, ANKK1) bzw. von mit neurotrophen Faktoren assoziierten Gen-Loci (BDNF, NGFR) signifikante Zusammenhänge mit der ADHS-Schwere.
Die Umsetzung von Erkenntnissen aus der Forschung in die Praxis stellt eine große Herausforderung dar, betonte Prof. Benedetto Vitiello, Turin und Baltimore. Dies gilt auch für die erfolgreiche Transition: Während sich die Symptomatik gegenüber der Kindheit meist verändert, stellen sich im Erwachsenenalter zunehmend schwere psychosoziale Folgen der Erkrankung ein.
Nach Vitiellos W orten i st e in m ultimodaler, medikamentös gestützter Behandlungsansatz auch bei Erwachsenen erfolgreicher als eine rein psychotherapeutische Intervention. Dies zeigt u. a. eine große Studie über drei Jahre (2006 - 2009), in der bei medikamentös behandelten Erwachsenen mit ADHS (n = 17.408) das Risiko für Autounfälle um 38 % (Frauen) bzw. 42 % (Männer) gegenüber Phasen der Nicht-Behandlung reduziert war. Außerdem ergab sich, hob Vitiello a ls i nteressantes Detail hervor, bei schwedischen ADHS-kranken Erwachsenen (n = 25.656) unter Stimulanzien ein um 34 % geringeres Risiko für Inhaftierungen aufgrund krimineller Delikte. nm
Quelle:

„Translation, Transition & Transformation in ADHD“, 13th International Conference on ADHD, Berlin, 23. März 2019.

ICD-Codes: F90.0

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x