Humanes Herpesvirus 6

Neuro-Depesche 3/2006

Tödliche Enzephalitis durch Variante A

Ein 75-Jähriger wird mit hohem Fieber eingeliefert. Die Anamnese ergibt, dass die Temperaturerhöhung (40°C) seit sechs Tagen besteht und durch Medikamente nicht beeinflussbar war. Nach drei Wochen ist der Patient trotz intensiver Diagnostik tot. Als Ursache ergab sich eine Enzephalitis durch die Variante A des Humanen Herpesvirus (HHV) 6.

Im Röntgenbild des Thorax fanden sich bei Aufnahme basale Verdichtungen. In der Ösophagogastroduodenoskopie konnten weißliche Plaques dargestellt werden, die als Candidabefall identifiziert wurden. Die Serologie für HIV und Tumormarker waren negativ. Unter einer Medikation mit i.v. Cephalosporinen und oralem Ketokonazol fiel die Temperatur auf 37°C. Nach zwölf Tagen entwickelt der Patient jedoch eine Vigilanzminderung, eine progressive Lethargie und zunehmende Sprachstörungen sowie eine deutliche Kraftminderung der unteren Extremitäten. Das EEG war nicht wegweisend und im CCT fand sich lediglich eine Erweiterung der inneren Liquorräume, vereinbar mit einer Atrophie. Der Liquor wies nun eine Pleozytose von 8 Monozyten/µl auf, der Liquorzucker war normal, das Liquoreiweiß auf 251mg/dl erhöht. Die serologischen Untersuchungen unter Verdacht auf eine Meningoenzephalitis ergaben niedrige IgG-Titer für Parvovirus B19, Parainfluenza 1 und 3 und HHV6. Die Lethargie des Patienten schritt zum tiefen Koma fort und er verstarb am 21. Tag nach Aufnahme. Erst die Sektion (perivaskuläre Lymphozyteninfiltrationen im ZNS) und weitere Tests (PCR in Liquor und Serum, Immunhistochemie) konnten die Diagnose einer Enzephalitis durch die Variante A des HHV-6 sichern. Dies ist der dritte berichtete Fall, alle Patienten verstarben. (Be)

Quelle: Protolani, M: Post-Mortem diagnosis of encephalitis in a 75-year-old man associated with human herpesvirus-6 variant a, Zeitschrift: JOURNAL OF MEDICAL VIROLOGY, Ausgabe 77 (2005), Seiten: 244-248

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