Aktuelle Studienergebnisse vom AAN

Neuro-Depesche 6/2011

Therapie der MS mit Glatirameracetat

Buchstäblich Hunderte von Postern, die auf der 63. Jahrestagung der American Academy for Neurology (AAN) vom 9. bis 16. April 2011 in Honolulu, Hawaii, präsentiert wurden, befassten sich mit der MS. Zahlreiche Veröffentlichungen betrafen das immunmodulierende Basistherapeutikum Glatirameracetat: Neben tierexperimentellen Untersuchungen z. B. zu Effekten auf die B-Zell-Aktivierung, Zytokin-Muster und die synaptische Transmission, wurden auch die Daten klinisch orientierter Untersuchungen vorgestellt. Daraus nun eine kleine Auswahl.

Frühe Therapie des CIS

In der Studie PreCISe war festgestellt worden, dass die Behandlung von Patienten mit klinisch isoliertem Syndrom (CIS) mit Glatirameracetat die Konversionsrate zu einer klinisch manifesten MS (CDMS) signifikant verringert bzw. die Konversion hinauszögert.1 Jetzt wurden die Ergebnisse einer internationalen offenen Langzeitnachbeobachtung des PreCISe-Studienkollektivs zu den Langzeiteffekten einer frühen versus verzögert erfolgenden Glatirameracetat-Behandlung veröffentlicht.2 Die auswertbaren Daten umfassten 243 bzw. 238 Patienten. Gegenüber den CIS-Patienten der ursprünglichen Plazebogruppe, die erst nach einem zweiten Schub oder aber 36 Monate nach Studienbeginn auf das Verum umgestellt worden waren, ergab sich über fünf Jahre für die von Anfang an mit Glatirameracetat behandelte Gruppe mit 33 vs. 49,5% eine deutlich niedrigere Konversionsrate vom CIS zu einer CDMS, die signifikante Risikoreduktion betrug 41,1% (HR: 0,589, p = 0,0005). Das Auftreten eines zweiten Schubes konnte um 972 Tage verzögert werden. Darüber hinaus wurde bei den früh mit Glatirameracetat behandelten Patienten eine geringere kumulative Anzahl neuer T2-Läsionen (Relatives Risiko: 0,584; p < 0,0001) und eine um 28,2% signifikant geringere Hirnatrophie (-0,99% vs. -1,27%; p = 0,021) festgestellt. Wie die Autoren schlussfolgern, sollte die CIS-Therapie möglichst frühzeitig erfolgen.

Switch auf Glatirameracetat

Ist ein MS-Basistherapeutikum nicht ausreichend wirksam oder wird von den Patienten nicht vertragen, stellt sich die Frage nach der Alternative. In einer internetbasierten Langzeiterhebungsstudie (über das Portal www.coptimize.com) wurden nun die Daten von Patienten mit schubförmig verlaufender MS erfasst, die von anderen Therapeutika (zu 90% von IFNβ-Präparaten) auf einmal täglich 20 mg Glatirameracetat s.c. umgestellt worden waren.3 Die Daten von 688 Patienten waren auswertbar, die Therapiedauer mit Glatirameracetat betrug durchschnittlich 366 Tage. Nur 7,5% brachen die neue Therapie ab. Nach der Umstellung berichtete jeweils die Mehrheit der Patienten eine subjektiv höhere Wirksamkeit (57,4%) und bessere Verträglichkeit (72,2%) gegenüber der Vortherapie (p jeweils < 0,0001).

Unter jenen 428 Patienten mit mindes­tens einer entsprechenden Nachuntersuchung ergab sich nach der Umstellung auf Glatirameracetat eine Reduktion der annualisierten Schubrate (ARR) um 61% (von 0,85 auf 0,3; p < 0,0001). Bei 340 Teilnehmern mit mindestens einer EDSS-Bewertung nach dem Switch hatte der EDSS im Gruppendurchschnitt nicht zugenommen. Außerdem hatte sich die Mobilität der Patienten tendenziell erhöht und die Lebensqualität war gestiegen. Der Wert der Skala Functional ­Assessment of Multiple Sclerosis (FAMS) war signifikant gestiegen (p = 0,0229), und auch die kognitiven Fähigkeiten (nach PASAT) hatten sich signifikant verbessert (um 2,5 Punkte; p < 0,0004). Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Umstellung von anderen (Basis-)Therapeutika auf Glatirameracetat hinsichtlich der Wirksamkeit und Verträglichkeit durchaus sinnvoll sein kann.

<

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x