Sechs Jahre nach der MS-Diagnose

Neuro-Depesche 10/2012

Thalamus-Atrophie prädiziert kognitive Defizite

Besteht bei Patienten in mittleren Stadien der schubförmigen MS ein Zusammenhang zwischen einer Atrophie der subkortikalen grauen Substanz und den kognitiven Defiziten? Diese Frage stellte sich ein niederländisch-brasilianisches Team.

Eine Atrophie der grauen Substanz (Gray matter, GM) ist bei der MS ebenso häufig wie kognitive Beeinträchtigungen. So weisen bis zu 50% aller Patienten mit MS Kognitionsstörungen auf. Besonders betroffen sind die allgemeine Informationsverarbeitung und das Gedächtnis, es bestehen aber auch Probleme bei den exekutiven Funktionen. Weitgehend unbeeinträchtigt erscheinen dagegen sprachbezogene Leistungen.

Welche Beziehung besteht nun zwischen Kognitionsdefiziten und der Atrophie subkortikaler Strukturen? Dazu wurden in eine durchschnittlich sechs Jahre nach der MS-Diagnose durchgeführten Studie 120 Patienten (80 Frauen, 40 Männer) und 50 Kontrollpersonen (30 Frauen, 20 Männer) aufgenommen. Angewendet wurden strukturelle MRT-Aufnahmen und neuropsychologische Tests.

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Fazit
?! Als einzige MRT-Variable erwies sich das Thalamusvolumen als Prädiktor für die Gesamtkognition. Dies ist nicht verwunderlich, denn der Thalamus dient wegen seiner Verbindungen zu Basalganglien, frontalem und anderen kortikalen Regionen als Schaltstelle der Informationsverarbeitung. Das Geschlecht spielte in den meisten Studien zur Kognition bei MS nicht die Rolle einer unabhängigen Variablen. Ein Grund für den hier beobachteten geschlechtsspezifischen Unterschied könnte die Auswahl der Patienten sein. Die Studienteilnehmer stellten eine sehr homogene Gruppe bezüglich der MS-Dauer (sechs Jahre) dar. So könnte es sein, dass der Zusammenhang zwischen Atrophie subkortikaler Strukturen und Kognition ausschließlich auf dieses relativ frühe MS-Stadium zutrifft. Bei einer heterogeneren Gruppe wäre ein Geschlechtereffekt möglicherweise nicht nachweisbar.

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