Intelligente Plazebostudie bei Morbus Parkinson

Neuro-Depesche 4/2015

„Teuer" wirkt besser als „billig"!

Können die dem Patienten genannten Kosten eines Medikamentes dessen Wirksamkeit beeinflussen? Einer gezielten Studie an Parkinson-Patienten zufolge eindeutig ja.

Die US-Wissenschaftler waren mit dieser prospektiven, plazebokontrollierten Doppelblindstudie angetreten, den motorischen Effekt einer Scheinmedikation in Verhältnis zu dem – dem Patienten mitgeteilten – Preis zu erfassen.
12 Patienten mit einem mittelschweren bis schweren Parkinson-Syndrom, die im Durchschnitt elf Jahre erkrankt und 62,4 Jahre alt waren und unter motorischen Fluktuationen litten, wurde subkutan eine Kochsalzlösung injiziert. Je der Hälfte wurde mitgeteilt, dass sie eine „billige" (100 US-Dollar) bzw. eine leicht modifizierte, aber „teure“ (1500 US-Dollar) Therapie mit einem „innovativen Dopaminagonisten“ erhielten. Nach vier Stunden wurden die Patienten im Cross-over auf die jeweils anders taxierte Kochsalz-Injektion umgestellt.
Der Einfluss positiver Erwartungen auf den Therapieerfolg wurde bestätigt: Gegenüber den Effekten einer (echten) Levodopa-Gabe waren die Wirkungen auf die Motorik nach Teil III der UPDRS geringer, doch beide Plazebo-Infusionen verbesserten die motorischen Funktionen signifikant. Der Studienhypothese entsprechend war der Effekt jedoch mit -5,9 Punkten (-28%) vs. -2,9 Punkten (-13%) deutlich größer, als wenn den Patienten zuerst ein „teurer“ apostrophiertes Plazebo als ein „billiges“ Plazebo verabreicht worden war. Die Überlegenheit von „teurem“ gegenüber „billigem“ Plazebo war ähnlich groß wie die von Levodopa gegenüber dem „teuren“ Plazebo. Diese Zusammenhänge wurden durch die regionale Hirnaktivität in funktionellen MRT-Aufnahmen während einer Feedback-basierten visuell-motorischen Assoziatiions-Lernaufgabe (zumindest teilweise) bestätigt. JL
KOMMENTAR

In dieser kleinen, aber sehr aufschlussreichen Studie wurde objektiv nachgewiesen, dass das Wissen der (Parkinson-)Patienten um die Kosten ihrer Therapie deren (motorische) Wirksamkeit maßgeblich beeinflusst. „Teure” Plazeboinfusionen wirkten deutlich besser als „billige“. Für klinische Studien ist zu beachten, dass dadurch sowohl die Wirkung aktiver Medikamente als auch die Plazeboresponse „moduliert“ werden. Im Behandlungsalltag kann sich auch die Umstellung auf „billige Generika“ negativ auswirken. Umgekehrt könnten Ärzte die Therapiewirkungen bestimmter Medikamente durch entsprechende Informationen verstärken, doch sollten sie darauf achten, nicht das Patientenvertrauen zu schädigen.

Quelle:

Espay AJ, et al: Placebo effect of medication cost in Parkinson disease: A randomized double-blind study. Neurology 2015; 84(8): 794-802

ICD-Codes: G20

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