Behandlungsinitiierung bei Schlafapnoe

Neuro-Depesche 4/2022

Telemedizin statt Schlaflabor machbar?

Die Diagnostik der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) wird traditionell per Polysomnographie (PSG) in Schlaflaboren durchgeführt, indem auch die Therapie eingeleitet wird. Jetzt wurde dieses Vorgehen in einer randomisierten Studie mit einer telemetriegestützten Therapieeinleitung verglichen. Im Mittelpunkt stand die anschließende Adhärenz. Konnte die postulierte Nicht-Unterlegenheit der telemetrischen Option belegt werden?
In diese offene, monozentrische Studie in Deutschland wurden Patienten mit mittelschwerer bis schwerer OSA (Apnoe/Hypopnie-Index [AHI] ≥ 15/h) eingeschlossen. Nach Randomisierung erhielt die Home-Management-Gruppe zu Hause eine autotitrierende CPAP-Behandlung (APAP), gefolgt von einer Teleüberwachung durch einen Homecare-Anbieter. Die Kontrollgruppe unterzog sich einer diagnostisches PSG, gefolgt von einer Therapieeinleitungsphase im Schlaflabor über insgesamt drei bis fünf Tage.
Primärer Endpunkt der Studie war die Therapie-Compliance, definiert als durchschnittliche APAP-Nutzung in Stunden (h) nach sechs Monaten. Die prädefinierte Nicht-Unterlegenheitsschwelle (NIM) betrug 0,3 h/Tag.
Die Intention-to-treat-Population (ITT) umfasste 224 Patienten (110 Heimtherapie, 114 Kontrollen) und die Per-Protocol-Population (PP) 182 Patienten mit 6-Monats-Nutzungsdaten (89 Heimtherapie, 93 Kontrollen). Alle Patienten wurden von zertifizierten Schlafmedizinern betreut.
 
Ergebnisse nach sechs Monaten
In der PP-Analyse unterschied sich die mittlere APAP-Nutzung nach sechs Monaten in der Heimtherapie- und der Schlaflaborgruppe nicht voneinander (4,38 ± 272,04 vs. 4,32 ± 2,28 h/Tag, p = 0,845). Damit wurde die vorgegebene Nichtunterlegenheitsspanne (NIM) von 0,3 h/Tag nicht erreicht (p = 0,130). Allerdings ergab eine Post-hoc-Analyse eine statistische Signifikanz, wenn in der PP-Analyse eine – möglicherweise relevantere – NIM von 0,5 h/Tag angesetzt wurde (p = 0,041).
Keiner der vielen sekundären Endpunkte – Epworth Sleepiness Scale (ESS), Functional Outcomes of Sleep Questionnaire (FOSQ), Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI), AHI, Sauerstoffsättigung (SpO2) – zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Ansätzen.
Im Übrigen war die Zeit bis zum Beginn der APAP in der Heimtherapiegruppe wie erwartet ganz erheblich kürzer (7,6 ± 7,2 vs. 46,1 ± 23,8 Tage; p < 0,0001). JL
Fazit
Die OSA-Diagnostik und -Therapie im Schlaflabor geht mit erheblichen Wartezeiten für Patienten und hohen Kosten einher. In dieser Studie erwies sich die home-basierte Telemonitoring-Strategie zur Einleitung einer APAP als „machbar“. Sie scheint dem Standard-Schlaflaborverfahren nicht unterlegen zu sein und ermöglichte einen schnelleren Zugang zur Behandlung.
Quelle: Fietze I et al.: Initiation of therapy for obstructive sleep apnea syndrome: a randomized comparison of outcomes of telemetry-supported home-based vs. sleep lab-based therapy initiation. Sleep Breath 2022; 26(1): 269-77
ICD-Codes: G47.3

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