Ausgewertet wurden 60 Erwachsene, die sich 2010 - 2017 wegen einer arzneimittelresistenten fokalen Epilepsie einer Operation unterzogen hatten. Die Resektion (zumeist im Temporallappen) war nach einer durchschnittlichen Epilepsie- Dauer von 16,7 Jahren im Alter von 19 bis 45 Jahren durchgeführt worden. Alle Resektate wurden mittels Antikörper geblindet auf Aggregate an hyperphosphoryliertem Tau untersucht.
Im Fokus standen für eine chronische traumatische Enzephalopathie (CTE) charakteristische Läsionen: fleckenhafte, vorwiegend perivaskuläre Tau-Deposite in Neuronen und Astrozyten in der Tiefe der Sulci. 19 der 60 Patienten wiesen in der Anamnese eine Kopfverletzung auf.
Bei 23 der 60 Patienten (38 %) wurden Tau-immunreaktive Läsionen nachgewiesen, in zwei Drittel der Fälle im Neokortex. Betroffen waren u. a. Neuriten, neurofibrilläre Tangles und Glia-Zellen der weißen Substanz. Entgegen der Studienhypothese wies aber keiner dieser 23 Patienten CTE-typische Tau-Befunde auf.
Bei vier der 23 Patienten, also 7 % der Kohorte und 17 % derjenigen mit Tau-Pathologie, wurde eine klinisch relevante Tau-Belastung festgestellt. Drei dieser vier Fälle hatten keine Vorgeschichte eines Kopftraumas; nur einer hatte sportbedingt mehrere Gehirnerschütterungen erlitten. Außerdem wies keiner der Patienten mit schwerem Kopftrauma in der Vorgeschichte eine Tau-Pathologie auf.
Mit dem Tau-Nachweis korrelierte kein einziges klinisches Merkmal signifikant, weder Art und Häufifigkeit der Anfälle noch Bildgebungsbefunde oder Operations- Outcome, insbesondere auch nicht präund postoperative neuropsychologische Testresultate. Tendenziell waren Tau-Deposite bei Männern häufiger als bei Frauen (Odds Ratio: 2,87; p = 0,055) und die mittlere Epilepsiedauer bei Betroffenen länger (14 vs. 10 Jahre; p = 0,22). HL