Systematisches Review und Metaanalyse

Neuro-Depesche 5-6/2021

Tagesschläfrigkeit bei Parkinson-Patienten

Zertifizierte Fortbildung
Zu den nicht-motorischen Symptomen (NMS) der Parkinson-Erkrankung gehören auch Schlafstörungen, die nicht zuletzt mit einer abnormen Tagesschläfrigkeit (Excessive Daytime sleepiness; EDS) einhergehen können. Die Prävalenz einer EDS und ihre klinischen Korrelate wurden nun in einem Review mit Metaanalyse untersucht.
Nach dem Screening von 1.367 Titeln und Abstracts wurden 59 (bis 1. März 2020 publizierte) Studien mit insgesamt 12.439 Teilnehmern einbezogen. Die Heterogenität der Ergebnisse zwischen den Studien (I2) lag zwischen 0 % und sehr hohen 92 %.
 
EDS bei mehr als einem Drittel
Die gepoolte Prävalenz einer EDS bei Parkinson- Patienten betrug 35,1 % (95 %-KI: 32,1 % - 38,0 %; I2: 91,8 % in 59 Studien)– auf mögliche Studienverzerrungen adjustiert 31,2 %. Sie war in Süd- und Nordamerika, Europa und Australien höher als in Asien. Im Vergleich zu nicht-tagesmüden Patienten hatten jene mit einer EDS
  • eine längere Krankheitsdauer (+ 0,76 Jahre; 95 %-KI: 0,16 - 1,37; I2: 68,8 % in 22 Studien)
  • ein höheres Hoehn- und Yahr (HY)-Stadium (Gradunterschied 0,23; 95 %-KI: 0,11 - 0,34; I2: 69,1 % in 17 Studien),
  • einen schlechteren UPDRS-Teil-III-Score (+ 3,02 Punkte; 95 %-KI: 1,53 - 4,51; I2: 61,2 % in 16 Studien),
  • eine höhere L-Dopa-Äquivalenz-Tagesdosis (LEDD) (+ 141,46 mg; 95 %-KI: 64,17 - 218,77; I2: 86,1 % in 17 Studien)
  • mehr Depressionssymptome (Hedges‘g: 0,35; 95 %-KI: 0,15 - 0,55; I2: 72,0 % in 15 Studien). Parkinson-Patienten mit EDS waren außerdem durchgehend häufiger männlichen Geschlechts (Odds Ratio: 1,50; 95 %-KI: 1,30 bis 1,72; I2: 0 in 19 Studien).
Im Gegensatz zu früheren Studien ergab die Metaanalyse keine Assoziation zwischen einer EDS und kognitiven Defiziten nach MMST (in elf Studien). Von anderen Variablen unabhängige Prädiktoren für eine EDS wurden hier nicht identifiert. JL
Fazit
Diese umfassende Arbeit zeigt, dass ungefähr ein Drittel der Parkinson-Patienten unter einer EDS leidet. In der Bevölkerung wird die EDS-Rate auf lediglich 9,0 % bis 16,8 % geschätzt. Die EDS war assoziiert mit Parametern der Krankheitsschwere, mit Depressionen und männlichem Geschlecht. Die Autoren sehen sie in erster Linie als Folge der neurodegenerativen Veränderungen.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Feng F et al.: Excessive daytime sleepiness in Parkinson‘s disease: A systematic review and meta-analysis. Parkinsonism Relat Disord 2021: S1353-8020(21)00057-2 [Epub 16. Feb.; doi: 10.1016/j.parkreldis.2021.02.016]
ICD-Codes: G20

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