Neuro-Depesche 1/2002

Suizidgefahr durch Plazeboeinnahme?

Angesichts der Häufigkeit suizidaler Tendenzen bei depressiven Patienten wurde der Frage nachgegangen, ob die der Plazeboeinnahme randomisiert zugewiesenen Teilnehmer klinischer Studien einem erhöhten Suizidrisiko ausgesetzt sind.

Die Durchsicht aller niederländischen plazebokontrollierten Doppelblindstudien an Patienten mit Major Depression (1983 bis 1997) ergab: In 77 Kurzzeitstudien an 12 246 Patienten betrug die Häufigkeit vollendeter Suizide in den Plazebo- und den Verumgruppen 0,1%. Auch Suizidversuche waren mit je 0,4% in beiden Gruppen gleich häufig. In acht Langzeitstudien mit zusammen 1 949 Patienten kam es in den Plazebogruppen zu keinem einzigen, in den Verumgruppen bei 0,2% der Teilnehmer zu einem vollendeten Suizid. Suizidversuche waren mit vier und neun Patienten (jeweils 0,7%) erneut etwa gleich häufig. Auch in sieben separat ausgewerteten Langzeitstudien aus einer zusätzlichen MedLine-Recherche ergaben sich keine erhöhten Raten an suizidalen Handlungen bei Studienteilnehmern, die Plazebo eingenommen hatten.

Quelle: Storosum, JG: Suicide risk in placebo-controlled studies of major depression, Zeitschrift: AMERICAN JOURNAL OF PSYCHIATRY, Ausgabe 158 (2001), Seiten: 1271-1275

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