In einer kanadischen ADHS-Ambulanz wurden bei 1.516 überwiegend männlichen Patienten im Alter von sechs bis 17, durchschnittlich neun Jahren (61,1 % mit ADHS-Diagnose) die Schwere der ADHS-Symptome, die Prävalenz von Depressions-, Reizbarkeits- und Angstsymptomen sowie die Suizidalität (Composite- Score aus Suizidgedanken, -versuchen oder Selbstverletzung) mittels eigens konzipierter Fragebögen für Eltern und Lehrer erhoben.
Eltern berichteten deutlich höhere Raten an Suizidalität bei ihren Kindern als die Lehrer (12,1 % vs. 3,8 %; p < 0,001). Diese war mit der Schwere der ADHS-Symptomatik assoziiert – nach Schwere-Einschätzung sowohl der Eltern (OR: 1,10; p = 0,001) als auch der Lehrer (OR: 1,08; p < 0,002). Dies betraf ebenfalls signifikant die Hyperaktivität und – allerdings nur in der elterlichen Beurteilung – die Unaufmerksamkeit.
Der Zusammenhang zwischen ADHS-Symptomen und Suizidalität wurde allerdings zu einem jeweils sehr großen Anteil vermittelt durch die von Eltern bzw. Lehrern bewertete Depression (39,1 % bzw. 45,3 % des Gesamteffektes) und Reizbarkeitssymptome (36,8 % bzw. 38,4 % des Gesamteffektes). Eine derartige Vermittlung fand sich für die Angstsymptome nur in der Eltern-Bewertung (19,0 % der Gesamtwirkung), aber nicht in der Lehrer- Beurteilung. Eine direkte Auswirkung der ADHS-Schwere überstieg in keiner Analyse 8,3 % des Gesamteffektes. Sobald die Daten des Kollektivs auf Depression, Reizbarkeit und Angst kontrolliert wurden, ließ sich – weder nach Einschätzung der Eltern noch der Lehrer – keine signifikante direkte Wirkung der ADHS-Symptomatik auf die Suizidalität feststellen (OR jeweils 1,01; p = 0,43 bzw. p = 0,79). JL