In 38 Studien war die graue Substanz (GM) und in 18 Studien die weiße Substanz (WM) bei 2.473 Hochrisiko-Personen und 990 gesunden Freiwilligen mittels MRT bestimmt worden. Im Durchschnitt waren die Hochrisiko-Patenten 21,4 Jahre alt und wurden über 3,4 Jahre nachverfolgt. Die Auswertung verglich die Befunde zwischen Personen mit a) psychotischen Erfahrungen (PE), b) genetischem Psychose-Risiko (GHR) und c) klinischem Psychose- Risiko (CHR) verus d) gesunden Freiwilligen. Außerdem wurden Risikopersonen mit und ohne spätere Psychose-Manifestation miteinander verglichen.
Graue Substanz nimmt ab
Teilweise ergaben die Studien unterschiedliche Resultate, subsummiert ergaben sich folgende Befunde: Unabhängig vom Subtyp (GHR, CHR oder PE) zeigten Hochrisiko-Personen über den Beobachtungszeitraum einen beschleunigten Rückgang der GM vor allem im temporalen sowie im frontalen, zingulären und parietalen Kortex. Bei Risiko-Personen mit Übergang zur Psychose und bei PE-Patienten, die anhaltend symptomatisch blieben, war der GM-Verlust in diesen Hirnregionen höherer Ordnung am stärksten ausgeprägt.
Reifung der weißen Substanz
Das Volumen der WM (und die entsprechende fraktionierte Anisotropie [FA]), das normalerweise bis zum frühen Erwachsenenalter zunimmt, stagnierte oder verringerte sich bei den Risiko-Personen sogar. Dies betraf u. a. das Zingulum, die Thalamus-Projektionen, das Kleinhirn, den re- trolentikulären Teil der Capsula interna und den Hippokampus-Thalamus-Trakt.
Bei Übergang zur Psychose
Bei Risiko-Personen, die eine manifeste Psychose entwickelten, wurde im Verlauf eine Reduktion der WM (und der FA) beobachtet. Dies zeigte sich u. a. im unteren und oberen fronto-okzipitalen Bündel, im Corpus callosum, im vorderen Teil der Capsula interna und der oberen Corona.
GM- und WM-Bestimmungen im Längsschnitt erlauben mit gewisser Wahrscheinlichkeit, Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne Übergang zur Psychose festzustellen. Sie könnten einen prädiktiven Wert haben. HL