Risikofaktoren Demenz und Parkinson

Neuro-Depesche 3/2022

Sterblichkeit bei „Very Early Onset“ verfünffacht

Zertifizierte Fortbildung
In der Trondheimer Parkinson-Kohorte war die Mortalität der Patienten doppelt so hoch wie in Norwegens Bevölkerung. Es ergab sich eine Abstufung nach Erkrankungsalter und kognitiven Abbau. So stellte sich heraus, dass ein Erkrankungsbeginn vor dem 40. Lebensjahr die Sterblichkeit um den Faktor 5 erhöhte.
Selten wurden Parkinson-Patienten vom Zeitpunkt der Diagnose bis zum Todestag nachbeobachtet. In dieser Studie wurde die Mortalität in der Trondheim-PD-Kohorte mit der allgemeinen Bevölkerung Norwegens verglichen. Analysiert wurden u.a. die Assoziationen zwischen Mortalität und Alter bei Krankheitsbeginn sowie einem kognitivem Abbau, definiert als Montreal Cognitive Assessment (MoCA)-Score < 26. Die Kohorte wurde ab 1997 longitudinal nachbeobachtet, bis Jan. 2020 waren 587 Teilnehmer gestorben. 
 
Mortalität doppelt so hoch
Die Sterblichkeit der Parkinson-Patienten war praktisch verdoppelt: Die standardisierte Mortalitätsrate (SMR) betrug in der Gesamtkohorte (vs. Bevölkerung) 2,28 (95%-KI: 2,13 bis 2,44) Sie war bei den Frauen etwas höher als bei den Männern (2,57 vs. 2,12), aber der Unterschied war nicht signifikant. 
Zwar wiesen die vor dem 40. Lebensjahr erkrankten Patienten („Very Early Onset PD“) insgesamt die längste mediane Überlebenszeit nach Erkrankungsbeginn auf (32,5 vs. 15 Jahre in der Gesamtkohorte), ihre Lebenserwartung jedoch war besonders stark verkürzt: Die SMR stieg zunehmend an und betrug bei den mit 70-79 Jahren Erkrankten 1,54. Bei einem Erkrankungsbeginn im Alter von 20-39 Jahren lag sie jedoch bei 5,55 (95%-KI: 3,38 bis 8,61). 
Außerdem wurde die Sterberate durch eine relevante kognitive Beeinträchtigung beeinflusst. Die Auswirkungen dieser Variablen auf die SMR zeigte die Tabelle. Adjustiert auf Alter und Geschlecht war die Sterblichkeit bei einem MoCA-Score < 26 (nach 10 Jahren) sogar knapp verdreifacht (SMR: 2,95). 
 
Übersichtstabelle Standardisierte Mortality Ratios (SMR) der Parkinson-Patienten in Abhängigkeit von Geschlecht, Erkrankungsbeginn und Werten des Montreal Cognitive Assessment
Übersichtstabelle Standardisierte Mortality Ratios (SMR) der Parkinson-Patienten in Abhängigkeit von Geschlecht, Erkrankungsbeginn und Werten des Montreal Cognitive Assessment (MoCA). Mod. nach Hustad et al., 2021. *SMR: Standardisierte Mortalitätsrate
Die Todesursachen
Sterbeurkunden lagen für 505 Patienten vor. Parkinson wurde bei 41% als Todesursache angegeben. 11% der Todesfälle waren auf Neubildungen, 9% auf Pneumonien und je 5 % auf Herz-Kreislauf- und zerebrovaskuläre Erkrankungen sowie äußere Ursachen (3 Suizide!) zurückzuführen. 3% gingen auf eine Demenz zurück. Die übrigen 20% der Patienten waren an anderen Ursachen wie periphere Gefäßerkrankungen, Atemwegserkrankungen, Krankheiten des Verdauungssystems etc. gestorben. 
 
Fazit: Erkrankungsalter und Kognition mit den größten Effekten
Norwegische Parkinson-Patienten zeigten in dieser Studie gegenüber der vergleichbaren Allgemeinbevölkerung eine doppelt so hohe Mortalität. Bei einem Erkrankungsbeginn vor dem 40. Lebensjahr wiesen sie sogar eine mehr als fünffach höhere Sterblichkeitsrate auf. Die Mortalität war eng mit der Kognition verknüpft: Für alle Parkinson-Altersgruppen war die mediane Überlebenszeit signifikant verkürzt, wenn der MoCA-Score < 26 Punkte betrug.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Hustad E, Myklebust TÅ, Gulati S, Aasly JO. Increased Mortality in Young-Onset Parkinson's Disease. J Mov Disord. 2021 Sep;14(3):214-220. doi: 10.14802/jmd.21029. Epub 2021 Jul 29. 

PMID: 34315208; PMCID: PMC8490197 

ICD-Codes: G20

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