Epilepsiechirurgie bei TS

Neuro-Depesche 9/2005

Stellenwert der präoperativen Diagnostik

Die Tuberöse Sklerose (TS) manifestiert sich in bis zu 90% der Fälle in der Kindheit durch Anfälle, aus denen sich häufig eine therapierefraktäre Epilepsie entwickelt. Neurologen aus Cleveland befassten sich mit der Frage, für welche TS-Patienten die Operation aussichtsreich ist. Dafür untersuchten sie detailliert den prädiktiven Wert der präoperativen MRT- und EEG-Befunde.

In die Studie wurden neun männliche und acht weibliche Patienten mit TS aufgenommen. Sie waren zum Zeitpunkt der geplanten Operation zwei Monate bis 31 Jahre alt. Zwölf der Patienten litten an täglichen, fünf an wöchentlich wiederkehrenden therapierefraktären Krampfanfällen. Bei neun der 17 Patienten wurden in MRT und EEG übereinstimmende Läsionen lokalisiert. Bei den übrigen acht Patienten war eine exakte Lokalisation nicht möglich: Sechs von ihnen hatten iktal und interiktal übereinstimmende EEG-Befunde, die auf einen epileptogenen kortikalen Fokus hinwiesen, jedoch keine entsprechenden MRT-Befunde. Die beiden anderen Patienten wiesen lokalisierende MRT-Befunde ohne korrespondierende Zeichen im EEG auf. Alle Patienten unterzogen sich der Operation. Achtmal wurde eine temporale, sechsmal eine frontale und jeweils einmal eine temporoparietale, parietookzipitale und temporoparietookzipitale Resektion vorgenommen. Postoperativ traten in je zwei Fällen neue Gesichtsfelddefekte oder Hemiparesen auf. Nach dem Eingriff wurden die Patienten durchschnittlich 25 Monate nachbeobachtet. Nach der Operation stellten sich bei elf Patienten (65%) keine Anfälle mehr ein. In der Gruppe mit präoperativer Übereinstimmung von MRT und EEG-Befunden kam es in 89% zur Anfallsfreiheit. Bei den restlichen Patienten, deren MRT- und EEG-Befunde nicht übereinstimmten, fiel die Erfolgsquote mit 37,5% signifikant geringer aus (Odds ratio: 13,0). Das Alter des Patienten bzw. der Typ der Resektion beeinflussten den Operationserfolg offenbar nicht. Es wird gefolgert, dass aufwändige Maßnahmen wie PET, iktale SPECT und diffusionsgewichtete MRT nicht erforderlich sind, wenn die Lokalisation epileptogener Foci durch übereinstimmende MRT- und EEG-Befunde gegeben ist. Die Erfolgsrate war bei diesen TS-Patienten ähnlich hoch wie bei vergleichbaren Epilepsie-Syndromen. EEG-Befunde als alleiniges Instrument reichen zur Planung eines chirurgischen Eingriffs jedoch nicht aus. (cer)

Quelle: Lachhwani, DK: Identification of candidates for epilepsy surgery in patients with tuberous sclerosis, Zeitschrift: NEUROLOGY, Ausgabe 64 (2005), Seiten: 1651-1654

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