Post-Stroke-Depression

Neuro-Depesche 7-8/2020

Stärkere funktionelle Defizite nach drei Jahren

Ein knappes Drittel der Schlaganfall-Patienten entwickelt innerhalb von fünf Jahren nach dem Ereignis eine Post-Stroke-Depression (PSD). Inwieweit diese ernstzunehmende Störung mit den Schlaganfall-bedingten funktionellen Einschränkungen und psychosozialer Unterstützung zusammenhängt, wurde in einer prospektiven Dreijahres- Studie in Deutschland untersucht. Die Depression hat in der Tat Konsequenzen …
Bei 174 Überlebenden eines ischämischen oder hämorrhagischen Schlaganfalls wurde als PSD eine Major Depression im DSMIV- basierten klinischen Interview SCID-I erfasst. Zusätzlich wurde die bei Patienten mit organischen Hirnläsionen eingesetzte Cornell Scale for Depression (CDS) eingesetzt.
Die funktionellen Einschränkungen anhand des Barthel-Index (BI) ergaben unter den Patienten ein weites Spektrum von vollständiger Abhängigkeit bis zu weitgehender Unabhängigkeit. Die subjektiv empfundene soziale Unterstützung, erhoben anhand der drei Subskalen „emotionale Unterstützung“, „praktische Unterstützung“ und „soziale Integration“ des Social Support Questionnaire (PSS), lag im „normalen“ Rahmen.
 
PSD ist stärkster Prädiktor
Das Depressionsrisiko der zu T1 depressiven Patienten war in den nächsten drei Jahren signifikant um mehr als das Fünffache erhöht (Odds Ratio: 5,3; p = 0,006). Funktionelle Einschränkungen nach BI in der Akutphase trugen dagegen ebensowenig zum späteren PDS-Risiko bei wie die soziale Unterstützung nach PSS.
Die zu T1 depressiven Patienten hatten gegenüber jenen ohne PSD in der akuten Phase drei Jahre später ein signifikant erhöhtes Risiko für funktionelle Beeinträchtigungen. Letzteres wurde – ebenfalls mit Signifikanz, aber in geringerem Ausmaß – auch für ein höheres Alter und initiale Funktionsdefizite der Fall. HL
Kommentar
Die PSD-Prävalenz von knapp 33 % war in dieser Studie erwartungsgemäß hoch. Die Auswertung zeigt, dass die Depression einen entscheidenden Risikofaktor für negative physische und psychische Langzeitfolgen darstellt – stärker als die Schlaganfall-bedingten funktionellen Einschränkungen und die soziale Unterstützung. Die routinemäßige Erfassung depressiver Symptome und funktioneller Defizite nach dem Schlaganfall könnten die Behandlungsoptionen personalisieren und damit optimieren.
Quelle: Schöttke H et al.: Post-stroke depression and functional impairments - a 3-year prospective study. Compr Psychiatry 2020; 99: 152171 [Epub im Mai; doi: 10.1016/j.comppsych.2020.152171

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x