Aus den Zahlen der "Wiener Gebietskrankenkasse" (1,06 Millionen Versicherte) und den Autopsiebefunden des Wiener gerichtsmedizinischen Instituts wurde die Beziehung zwischen der Verordnung von Antidepressiva und tödlichen Vergiftungen errechnet. Am häufigsten verordnet worden waren von TZA Amitriptylin und Maprotilin, von SSRI Citalopram und mit einigem Abstand Fluoxetin und Paroxetin. Die Zahl tödlicher Intoxikationen mit Antidepressiva (7% aller Suizide) zwischen 1991 und 1997 ging bei Verdopplung der Verschreibungszahlen aller Antidepressiva, Abnahme der Verordnungen von TZA (-16%) und prozentualer Zunahme der Verschreibungen von SSRI (+780%) deutlich zurück. Von insgesamt 164 Fällen wurden TZA in 30 Vergiftungsfällen als einzige verwendete Substanz festgestellt, sie waren an 127 Vergiftungsfällen mit mehreren Substanzen beteiligt. Die am häufigsten nachgewiesenen Wirkstoffe waren dabei Amitriptylin und Doxepin. Nicht-trizyklische Antidepressiva waren an elf, SSRI an fünf Mehrfach-Intoxikation beteiligt, in keinem Fall ergab sich eine tödliche Vergiftung mit einer der neueren Substanzen allein. Der F-Index, die Zahl der Todesfälle pro eine Million verschriebener definierter Tagesdosen, war für die TZA signifikant höher als für die SSRI. Er nahm für die Gesamtheit aller Antidepressiva während des siebenjährigen Beobachtungszeitraumes ab.
Forensische Daten aus Wien
Neuro-Depesche 7/2000
SSRI reduzieren Suizidrate
Nicht zuletzt aufgrund von Sicherheitsaspekten sind die SSRI im Begriff, tri- und tetrazyklische Antidepressiva (TZA) aus der Behandlung depressiver Störungen zu verdrängen. In einer regionalen Untersuchung in Österreich ergab sich bereits eine Abnahme tödlicher Vergiftungen mit Antidepressiva.
Quelle: Frey, R: Suicide by antidepressant intoxication identified at autopsy in vienna from 1991-1997: the favourable consequences of the increa, Zeitschrift: EUROPEAN NEUROPSYCHOPHARMACOLOGY, Ausgabe 10 (2000), Seiten: 133-142