CAVE Magen-Darm-Blutungen drohen

Neuro-Depesche 1/2000

SSRI nicht mit NSAR oder ASS kombinieren

Fallberichte ließen einen Zusammenhang zwischen der Einnahme selektiver Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) und Blutungen des oberen Gastrointestinaltraktes vermuten. Eine britische Studie erbrachte nun konkrete Zahlen.

In der bevölkerungsbasierten Fall-Kontroll-Studie wurden die Daten von 1.651 Patienten mit oberen Magen-Darm-Blutungen sowie 248 Patienten mit Ulkus-Perforation analysiert. Grundlage war die britische allgemeinmedizinische Forschungs-Datenbank, in der demographische Informationen, Diagnosen, Überweisungen und Verschreibungen festgehalten sind. Ausgeschlossen wurden Patienten mit Krebserkrankungen, Ösophagusvarizen, Mallory-Weiss-Syndrom, Alkoholabusus, Lebererkrankungen oder Gerinnungsstörungen. Als Kontrolle dienten 10.000 altersentsprechende Personen mit gleicher Geschlechterverteilung. Wichtigster Parameter war der Gebrauch von SSRI oder anderer Antidepressiva in den 30 Tagen vor dem Stichtag. Die Analyse ergab, dass 3,1% der Patienten mit Blutungen des oberen Gastrointestinaltraktes SSRI einnahmen, aber nur 1% der Kontrollpersonen. Das 3-mal so hohe Blutungsrisiko war dabei nicht vom Geschlecht, dem Alter, der Dosis oder der Dauer der Behandlung abhängig. Diese moderate Steigerung des Blutungsrisikos entspricht dem Niveau von niedrig dosiertem Ibuprofen. Für nicht-selektive SRI wurde ein 1,4fach erhöhtes, für Antidepressiva, die nicht auf der Serotonin Wiederaufnahme-Hemmung basieren, kein erhöhtes Risiko festgestellt. Ulkus-Perforationen standen mit der Einnahme von Antidepressiva nicht in Zusammenhang. Die gemeinsame Einnahme von SSRI und nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) oder Acetylsalicylsäure (ASS) erhöhte das Blutungsrisiko drastisch, und zwar um mehr als die Summe der einzelnen unabhängigen Einflüsse - SSRI plus NSAR: 15fach, SSRI plus ASS: 7fach.

Quelle: de Abajo, FJ: Association between selective serotonin reuptake inhibitors and upper gastrointestinal bleeding: population based case-control s, Zeitschrift: BRITISH MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 319 (1999), Seiten: 1106-1109

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