Retrospektive Studie an der Charité

Neuro-Depesche 9/2020

SPG und GLOA bei neuropathischem Schmerz?

Zertifizierte Fortbildung
Lokale Infiltrationstechniken bei refraktären Schmerzsyndromen werden kontrovers diskutiert. Nun wurde retrospektiv die Wirksamkeit der Sphenopalatin-Ganglion-Blockade (SPG) und der ganglionären lokalen Opioid-Analgesie (GLOA) bei schwer zu behandelnden neuropathischen Schmerzen im Kopf- und Halsbereich untersucht.
Eingeschlossen waren 83 zwischen 2009 und 2016 an der Schmerzklinik der Berliner Charité behandelte Patienten (durchschnittlich 60,4 Jahre alt; 60,2 % weiblich). Sie litten seit median 19 Monaten zumeist unter einer Trigeminusneuralgie (TGN), einer trigeminalen Post-zoster- Neuralgie (PZN) oder einem persistenten idiopathischen Gesichtsschmerz (PIFP).
Mit 60 Patienten (72,3 %) absolvierten die meisten Teilnehmer bis zu acht Sitzungen einer SPG mit jeweils 2 – 3 ml Bupivacain (0,25 %) plus Buprenorphin (jeweils 0,03 mg). Neben anderen Techniken erhielten zwölf (14,5 %) eine GLOASerie mit 5 ml Bupivacain (0,5 %) plus Buprenorphin (jeweils 0,03 mg). Die Schmerzreduktion wurde anhand der numerischen Ratingskala (NRS) vor, während und nach der Therapie ausgewertet. Vor den Infiltrationsserien lagen die maximalen Schmerzwerte auf der NRS bei median 9 Punkten (Interquartilbereich [IQR] 8 – 10 Punkte). Sie wurden unter der Behandlung signifikant um durchschnittlich 3,2 Punkte (p < 0,001) reduziert. Dies entspricht einer Verringerung der Schmerzintensität um 40,9 %.
Ein Ansprechen mit einer Schmerzreduktion auf der NRS um ≥ 30 % wurde dabei von 54,2 % der Patienten erreicht – und eine Reduktion ≥ 50 % von 44,6 %. Eine erhöhte Schmerzintensität nach den Infiltrationsserien wurde bei 6 % der Patienten festgestellt (durchschnittlicher NRS-Anstieg um 1,8 Punkte).
 

 

In der Subgruppenanalyse betrugen die 30 %-Responderraten bei trigeminaler PZN 84,6 %, bei TGN 51,2 % und bei PIFP 35,7 %, wobei die Unterschiede nicht signifikant ausfielen.
Die Schmerzlinderung wurde mit zunehmender Dauer der Therapie größer (Details siehe Abb.). Überdies zeigte sich, dass die Schmerzreduktion nach der ersten Infiltration stark mit der Gesamtbesserung während der ganzen Serie assoziiert war (Odds Ratio: 4,833). JL
Kommentar
Die lokalen Infiltrationsreihen waren bei ausgewählten Patienten mit schweren, therapierefraktären neuropathischen Schmerzsyndromen erfolgreich. Dieser im Rahmen eines multimodalen Ansatzes realisierte signifikante Effekt ist den Autoren zufolge auch klinisch relevant. Sie sprechen sich daher für randomisierte kontrollierte Studien zu dieser Therapieoption aus.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Gerken JD et al.: Retrospective study on ganglionic and nerve block series as therapeutic option for chronic pain patients with refractory neuropathic pain. Pain Res Manag 2020; 6042941 [Epub 25. Juli; doi: 10.1155/2020/6042941]

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