Metaanalyse von Zwillingsstudien

Neuro-Depesche 3/2014

Spezifische Phobien und Ängste – vorwiegend vererbt oder erlernt?

Studien an Zwillingen lassen vermuten, dass genetische Faktoren an der Entstehung von Angststörungen beteiligt sind. In einem Review wurde nun die aktuelle Datenlage zu spezifischen Phobien und entsprechenden subsyndromalen Ängsten zusammengefasst und in einer Metaanalyse die Hinweise auf Erblichkeit ausgewertet.

Anhand der DSM-Kriterien für spezifische Phobien wurden in dieser Arbeit zwischen voll manifestierten spezifischen Phobien und phobischen Symptomen („Ängsten“) differenziert. Nach einer umfangreichen Literatursuche wurden aus 4403 Studien mit mono- oder dizygoten Zwillingen 15 ausgewählt (5 zu Ängsten, 10 zu spezifischen Phobien), von denen aber nur zehn in die Metaanalyse eingingen (je 5 zu Ängsten und spezifischen Phobie).

Die Angaben z. B. zu „verschiedenen“ Ängsten lagen zwischen 0 und 41% und zu Blut-/Spritzen-Ängsten zwischen 0 und 71%. Die Metaanalyse ergab, dass die Erblichkeit sowohl von Ängsten als auch von spezifischen Phobien insgesamt nur mäßig war und eine große Varianz unter den Subtypen aufwies: Die höchste Erblichkeit ergab sich für Angst vor Tieren mit 45% (SEM ± 0,004) und eine Blut-/Verletzungs-/Spritzenphobie mit 33% (SEM ± 0,06).

Die große Varianz lässt sich offenbar vor allem auf individuelle konditionierende Ereignisse wie bestimmte Lebensumstände und psychosoziale Stressfaktoren zurückführen. Gemeinsame exogene Faktoren scheinen dabei eher einen mäßigen Einfluss auf die Entwicklung von Ängsten und spezifischen Phobien zu haben.

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Fazit
?! Genetische Faktoren können die
Wirkung persönlicher Konfrontatio-
nen mit einem phobischen Reiz mildern
und somit das Ausmaß der Angstverbin-
dungen beeinflussen. Erstmals wurde zwi-
schen Ängsten und spezifischen Phobien
sowie anderen Phobietypen unterschie-
den. Auch wenn Frauen generell häufiger
unter Ängsten und Phobien leiden, konnte
dies beim genetischen Einfluss nicht fest-
gestellt werden, möglicherweise aufgrund
einer zu geringen statistischen Power oder
aber, weil manche Gene Angststörungen
bei Männern und Frauen gleichermaßen
beeinflussen. Insgesamt, so die Autoren,
fehlen geeignete Daten zur Heredität spe-
zifischer Ängste und Phobien, so dass wei-
tere Forschungsanstrengungen nötig sind. 

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